Verwirrend – paradox

von 2b am 21. November 2006

Ein neuer Bekannter (ich habe ihn schon einmal hier erwähnt) hatte gestern zum ersten Mal Gelegenheit, meine Website zu besuchen. Heute, bei einem Treffen, kam er – wen wundert’s! – sofort darauf zu sprechen: „Das Foto im Banner oben, das bist nicht wirklich du! Ich habe einen ganz anderen Bernhard, einen sehr freundlichen, ja liebevollen Menschen kennenglernt!“

Verwirrung. Paradoxie.

Das ist der rote Faden, der meinen Blog durchzieht.
Und er prägt auch mein Leben. Immer schon war es gekennzeichnet von (scheinbaren) Gegensätzen – von verschiedenen Extremen oft gar.
Gerade war ich noch bei Ananda Yogananda, schon fand ich mich als Anarchist im Zürcher Bunker wieder. Dann wurde ich zum ‚Urban Hippy‘, um schliesslich in der Revolution4w5ä §§§§§§§§§§ („Feepy, Katze, runter von meiner Tastatur!“) … ären Marxistischen Liga meine Karriere fortzusetzen. Dort brachte ich dann die Psychologie rein (die ich unterdessen studierte) und organisierte Powerselbsterfahrungsgruppen. Als ich dann auch noch für ‚Lebenslust jetzt‘ votierte, für die totale Kongruenz zwischen Sein und politischer Vision, wurde es Zeit, Abschied zu nehmen. Ciao, ciao Bambino Trotzki!
Das war alles, noch bevor ich richtig erwachsen geworden war.

Für mich ist der rote Faden einfach ersichtlich. Aber für andere?
Neulich sagte ein guter Freund bei einem leckeren Essen: „Jetzt sitzt du hier, ganz gewöhnlich; es ist einfach, mit dir zu kommunizieren; wir fabulieren über Weine, den Koch; keine Aura, die du um dich verbreiten möchtest. Und dann lese ich deinen Blog: diese Dimension, diese Wucht. Ich kann fast nicht glauben, dass das dieselben Menschen sind.“

Im Kern wurde das zu meiner Botschaft:
Das Grosse im Leben muss sich im Gewöhnlichen zeigen.
Aber das Grosse sollte stets auch im Gewöhnlichen enthalten sein – die radikale Wucht des Lebens spürbar.

Aber dieses Gewöhnliche im Grossen darf keine Masche sein, nicht blosse volkstümliche Attitüde.
Und ebenso wird das Gewöhnliche allein rasch seicht, platt oder bieder – brrr! (Diesmal nicht von Feepy).

Durch Milton Erickson lernte ich meine Neigung zur Paradoxie noch besser kennen und weiter ausbauen. ME selbst liebte das Paradoxe. Er war durch Kinderlähmung an den Rollstuhl gefesselt, auch im Gesicht teilweise gelähmt; und er pflegte seinen Schülern, die ob seiner stupenden Virtuosität in der Kommunikation staunten, zu sagen: „Ich hatte einen schrecklichen Vorteil gegenüber euch.“ –

In diesem, meinem Blog kann ich diese Neigung endlich auch schriftlich über einen längeren Zeitraum konsequent ausleben. Er ist in diesem Sinne für mich wie ein Geschenk – geschenkte Arbeit gewissermassen. Ich liebe das Leichte (ohne ‚S‘ davor!) und das Gewichtige zugleich. So bin ich (und Feepy scheint’s auch ; sie tollt auf dem Stubenboden herum, verkriecht sich unter dem Teppich, sprintet wieder hervor; dann geht sie nach draussen, jagt und tötet einen schönen Vogel und frisst ihn).

Mittlerweile schicken wir – wir: das sind einige Freunde in einer Arbeitsgruppe, die mir beim Publizieren helfen – die Medien und Verlage zuerst auf meine Website.

Verwirrend, paradox:
Wer mich will, muss diese Mischung ertragen.

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