Wahlen in der Demokratie – oder: wo Prostitution hinführt

von 2b am 12. November 2006

Ein Ausblick auf die Wahlen ins Landesparlament, die in der Schweiz in ziemlich genau einem Jahr wieder anstehen.

Das heisst, der widerliche Kampf um Stimmen hat natürlich längst begonnen. Wer sonst nichts zu bieten hat, wirbt um Stimmen. Das gilt für Parteien wie Personen.

Vor Jahren habe ich in fernen Landen an einem Seminar für Männer teilgenommen. Als eine der ersten Aufgaben hatten wir einen Führer zu bestimmen. Obwohl wir erst einige Stunden zusammen waren, schauten sofort praktisch alle kurz zu mir hin.
Dann begann ein Palaver über die Regeln der Wahl und wie diejenigen, die zur Wahl vorgeschlagen würden, sich präsentieren müssten. Natürlich entstand darüber Streit, bis ich vorschlug, endlich die Kandidaten zu bestimmen, um innerhalb der vorgegebenen Frist fertig zu werden. Man einigte sich rasch auf einen Einervorschlag und es bahnte sich eine zügige Entscheidung an. Aber ein Teilnehmer, der so offen war, dazu zu stehen, dass er gern kandidiert hätte, aber nicht vorgeschlagen worden war, bestand auf dem üblichen demokratischen Wahlprozedere und forderte mich auf, zu erläutern, weshalb ich gewählt werden sollte.
Ich antwortete, dass die Anwesenden vielleicht besser als ich wüssten, weshalb sie mir vertrauten, und ich gewiss nicht so blöd sei, mich durch Anbiederung zu schwächen. Sie könnten mich einfach so wählen oder es sein lassen.
Wir hatten dann ein erlebnisreiches und recht harmonisches Seminar. Das einzige, was ich für den ‚Konkurrenten‘ und meinen Frieden noch tun konnte, war, ihn zum Assistenten zu machen. So konnte ich ihn in Untergruppen delegieren. Auf diese Weise hatte ich ihn vom Leib, er fühlte sich mir verpflichtet und gab als unverhoffter Leader sein Bestes.

Solange die PolitikerInnen ihre eigene Wahrheit nicht kennen – und das, behaupte ich, sind in der höheren Politik deutlich über 90 Prozent! – fügen sie der Welt Schaden zu. Ob links oder rechts. Nichts wird gut kommen! Gar nichts! Es sei denn, man bezeichnet zB ‚einen Krieg anzetteln, alles zerstören, dann den Krieg beenden, alles wieder aufbauen, den nächsten Krieg anzetteln, …‘ als Fortschritt.

Und wir Gestalter der Demokratie (hier wird nur das männliche Geschlechtswort benötigt) waren so absolut dumm, ein Auswahlverfahren zu bestellen, bei dem sich die Wahlbedürftigen prostituieren müssen. Das nährt die Illusion der Ohnmächtigen, mächtig zu sein. Aber damit lassen wir fast nur jenen eine Chance, die am konsequentesten nach Macht streben. Und von diesen à  priori schwachen Menschen (siehe) lassen wir Naiven und Gutgläubigen unser Schicksal planen. Tor!
Leider Eigentor.
Nur, weil das uns Demokraten das Gefühl gab und bis heute gibt, mächtig zu sein und wirklich wählen zu können. Und? Was wählen wir? Den dümmsten, da schleimigsten und also unglaubwürdigsten Spruch und das anbiederndste Gesicht?

Schauen Sie mein Gesicht (ganz oben!) an und seien Sie beruhigt: Ich bin nicht wählbar!

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