Ist Meditation zu etwas gut?

von 2b am 31. August 2006

Und ein bisschen Revolution in Sachen Lebenseinstellung.

Kürzlich, an einer Redaktionssitzung im Zusammenhang mit dem entstehenden Buch über Erholungskompetenz, unterhielten wir uns über die 3 Säulen des Daseins: schlafen – ruhen – sich treiben lassen (ausführliche Informationen dazu im Werkplatz 37, 1/06). Als wir auf das – für mich zentrale – Element des Sich-treiben-Lassens zu reden kamen, wurde ich um eine Stellungnahme zur Meditation gebeten.
Ich fragte: „Möchten Sie eine Bewertung oder eine Information?“
„Danke“, lachte eine der Lektorinnen, „die Bewertung hätten wir damit bereits.“

Nun, ganz so einfach ist es dann auch wieder nicht. Immerhin habe ich im Buch ‚Gelöst & Dicht‘, mit Übungen für Fitness und Sammlung, dem ‚Sitzen‘ einen zentralen Platz eingeräumt. Und, auch wenn die Fertigung jenes Buches schon eine Weile her ist (1996) und sich meine Haltung zur Meditation weiterentwickelt hat, übe ich weiterhin täglich ‚G&D‘ und erfreue mich ungebrochen an der regelmässig stattfindenden Erquickung im Allgemeinen und am Sitzen im Besonderen.

Also, wie erfahre ich Wirkung und Bedeutung von Meditation?

Meditation ist eine ritualisierte Form des Sich-treiben-Lassens.
Daraus ergibt sich eine These: Als die Menschen (in den entsprechenden Kulturen) die Bereitschaft und bald die Fähigkeit, sich treiben zu lassen zunehmend aufgaben, wurden ritualisierte Form erfunden, die diesem formlosen Da-Sein eine neue Legitimation verschafften. Dass damit gleichzeitig die Möglichkeit entstand, das Sich-treiben-Lassen in einen für fremde Interessen nutzbaren Kontext zu stellen und so in religiöse und andere Machtinteressen einzubinden, steht hier nur am Rande.

Wer mich bereits etwas kennt, weiss, dass ich bei offenen Fragen stets schaue, wie das die Natur macht. Die Natur allgemein oder spezifisch die menschliche Natur, je nachdem. Das ermöglicht mir unter anderem, den Blick über die uns gut bekannte Kultivierung der menschlichen Existenz – und somit grosso modo über die letzten 5-6000 Jahre – hinauszuheben und mich vollkommen zu befreien von den allgemein so beliebten antiken und neueren ‚Vorbildern‘.

Die Konsequenz für unseren aktuellen Alltag ist folgende:

Programm ist der Wiedererwerb des vernünftigen – eben natürlichen – Ausgleichs von Aktivitäts- und Ruhephasen.

Davon handelt der aktuelle Lebensintelligentest auf der ‚LIQ-Website‘. Davon wird das erwähnte Buch unter anderem handeln. Und damit befasst sich seit vielen Jahren die Firma Ruhe&Aktivität, die im letzten Jahr zum ‚Zentrum für Erholungskompetenz‘ wurde. Daneben gibt es neuerdings den ‚Verein Restpoint‘, der jedermann und -frau Gelegenheit bietet, hautnah dabei zu sein.

Das Sich-treiben-Lassen ist zentrales Anliegen dieses Programms. Ja, und hier kommt wieder eine Utopie ans Licht:

Die Natur zeigt uns – am einfachsten an der Tierwelt zu beobachten – dass das Leben auf die Ruhe hinzielt, in der Ruhe eigentlich stattfindet. Zur Aktivität kommt es nur, wenn ein Mangel und folglich ein Bedürfnis (im Wesentlichen Ernährung, Schutz, Fortplanzung) spürbar wird. ist das Beürfnis gestillt, kehrt das Lebendige schnellstmöglich wieder zur Ruhe zurück, so lange wie möglich. Denn sie ist das Eigentliche. Das Leben ist in der Ruhe am intensivsten und keineswegs in der (eigentlich lästigen) Aktivität. Sonst schaffen wir doch die Ferien ab, mal schauen wie die Menschen (die das überhaupt kennen) reagieren!

Also: 180 Grad verkehrt haben wir es heute eingerichtet. Mit allen entsprechenden Folgen (das lesen Sie bitte in medizinischer, juristischer, psychologischer und politischer Literatur sowie in den Tagesmedien nach. Sie sind voll davon; sobald wir verstehen, erkennen wir das).

Zurück zur Meditation: Wer wieder genügend Zeit bereit stellt, um sich treiben zu lassen, kann auf die ritualisierte Form Meditation rundweg verzichten. Nebenbei macht man sich damit auch wieder ein Stück mehr unabhängig – diesmal von Mythen und Ideologien. Und das, Liebe Leserin, lieber Leser, haben Sie wohl längst als eines meiner zentralen Anliegen festgestellt.

Ja, und: Was ich mit dem mittleren Teil von ‚Gelöst & Dicht‘ machen werde, wird sich zeigen, sobald ich selbst soweit bin.

5 Kommentare »

  1. na, Onkel. Du bist ja schön fleissig. Hoffst du immer noch, dass wir dir irgendwann zu Füssen liegen? Wir sind uns ja schon mal begegnet – ich glaube bei deinem ersten Erguss. Stichwort ‚Möchtegern-Guru‘ und so. ich muss schon sagen, deine Antwort von damals war nicht von schlechten Eltern, falls es das überhaupt gibt: keine schlechten Eltern. Also schaue ich hie und da mal vorbei, was du so von dir gibst. Immerhin bist du ja noch dabei. ja, fleissiger denn je. Hast dich richtig ausgebreitet. Aber ich lese nicht zuviel. Sonst glaub ich dir den Scheiss noch.
    Tim, der dich liebt

    Tim B., Heidelberg am 31. August 2006 um 19:02 Uhr

  2. also, lieber tim, wenn ich mir vorstelle: mein neffe, der mir zu füssen liegt… nein, doch nicht.
    aber es freut mich, von ihnen zu hören.
    bleiben sie mir treu. ich ihnen auch.
    ihr 2bd

    2BD am 31. August 2006 um 19:07 Uhr

  3. mir ist aufgefallen, dass Sie mich immer noch sietzen.

    Tim B. am 31. August 2006 um 20:29 Uhr

  4. na hören sie mal!
    sie haben mich einen wichser und anderes geschimpft. so schnell werden wir nicht frères cochons.
    aber bleiben sie dran. es kann ja noch werden.

    2BD am 31. August 2006 um 22:38 Uhr

  5. oh, Scheisse. Jetzt habe ich dich auch gesietzt.

    Tim B., Heidelberg am 1. September 2006 um 19:55 Uhr

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