Warum wir schlafen … oder so

von 2b am 14. Juni 2020

Antwort auf eine Kolumne von Ben Moore im Magazin der TA Media. Erste Version; nicht versandt.

Warum wir schlafen

Geschätzter Herr Moore

Sie lassen sich im Magazin ziemlich ausführlich über Fragen des Lebens aus. Als Professor der Astrophysik stehen Sie doch ziemlich weit über Fragen des Lebens. Kompliment, dass Sie sich als Kolumnist trotzdem darauf einlassen, und dies in durchaus anregender Weise!

Zum neusten Beitrag Ihrerseits:
Ich erinnere mich gut: Meine Mutter überreichte mir 1969, als 18-jährigem, in der Bahnhofshalle Zürich ein Buch, mit dem Titel: ‚Der Mensch verschläft ein Drittel seines Lebens‘. Das interessierte mich extrem. Keine Ahnung, weshalb. Mein erstes Burnout (mit 22!) stand ja noch bevor. Nun ja, 1985, 16 Jahre älter und unterdessen einigermassen erwachsen (34], wurde ich durch Ernest Rossi, im Rahmen von wissenschaftlicher Fortbildung, mit der Chronobiologievertraut, darunter insbesondere mit den ultradianen Ruhephasen (ultradien rests). Beachte, die biologischeRegeneration, um die es dabei geht, beschränkt sich nicht auf den Schlaf (circadianer Rhythmus, den Sie erwähnen), sondern schliesst zwingend regelmässige Ruheperioden tagsüber mit ein; daher ultradian, mehrmals täglich.

Damals – vor mittlerweile 35 Jahren! – war zudem längst bekannt, dass das mit dem ‚Drittel‘ keinesfalls reicht, also noch ganz un-naturgemäss ist. Die Chronobiologie stand in den 60er Jahren erkenntnismässig noch am Anfang. Zudem hat sich damals schlicht noch niemand getraut, das zu fordern, was die Natur benötigt, um uns ein optimales Leben zu ermöglichen. Soweit entfernt davon war bereits damals unser Alltagsgebahren; und ist es heute noch weit mehr. Und nun sprechen Sie, Herr Moore, 50 Jahre(!) danach noch vom selben Verhältnis. Wie bitte? Sie sind doch Wissenschaftler! Und Sie beklagen bereits dabei den immensen Zeitverlust. Okay, absolut (stress-)verständlich und durchaus ‘zeitgemäss’. Doch, trotzdem, biologisch gesehen Unsinn. Als ob das Leben aus dem Erledigen von Pendenzen bestünde. Tatsächlich besteht Leben aus 100% optimalem Da-sein. Und, was wir tun, sollte stets Sinn machen in Bezug auf die Grundvoraussetzungen des (Über-)Lebens. Dazu gehört ZWINGEND die biologisch nötige Zeitspanne für REGENERATION, um das Leben in optimaler Verfassung leben zu können; ist also existenzielle Pflicht. Und ausschliesslich zu unserem persönlichen, sozialen sowie wirtschaftlichen Vorteil.

Ja, und wie steht’s mit der konkreten Anwendung der über unsere längerfristige Existenz entscheidenden wissenschaftlichen Erkenntnisse? Nach jener intensiven 3-jährigen Weiterbildungserfahrung in den 80-ern, die mich, ebenso wie meine damaligen Klientinnen und Klienten, nachhaltig prägte, wurde ich durch die Zeit fast automatisch zum internationalen Experten für die damals noch hängige konkrete Umsetzung der wissenschaftlichen Ergebnisse im Alltag. Parallel zu meinen weiteren Berufen gründeten wir also 1997 das Unternehmen ‚Ruhe & Aktivität‘. Unter anderem eröffneten wir in Zürich den weltweit ersten öffentlichen Ruheraum. Wir richteten bei zahlreichen Firmenkunden, darunter prominente (SBB, Migros, Globus, …), Ruheräume ein, s.g. ‚Powerräume‘. Selbstredend veröffentlichte ich mehrere Bücher zum Thema, unter anderem den damaligen Bestseller ‚Ruhe!Punkt.‘ (2009). – Zur Frage, wie es dann gelingen kann, die biologischen Vorgaben und das Wissen um die Anwendung tatsächlich in den Alltag zu integrieren – eine, zugegeben, unerhörte Herausforderung; u.a. bedingt das eine Vereinfachung des Lebenswandels! – erschien vor drei Jahren (2017) ein weiteres Buch. Doch von diesen Werken haben Sie, Herr Moore, anscheinend noch nichts gehört, geschweige denn diese gelesen. Meinerseits keine Ansprüche an Sie. Doch die für Sie doch selbstverständliche wissenschaftliche Grundhaltung fehlt da. Eben: durchaus verständlich, angesichts des geforderten immensen Paradigmenwechsels.

Mit freundlichen Grüßen und in Vorfreude auf Ihren nächsten Beitrag!

Bernhard Brändli, alias 2b

 

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