Liebe, Sex und Treue: Die Zweierkiste – Teil1: Die Matrix manipuliert die Natur

von 2b am 30. Januar 2013

Na also, wenns sein muss…
Auf vielseitigen Wunsch von zwei Personen und nach freundlicher Einladung („wenn du auch noch dazu unbedingt etwas sagen musst, dann tus halt“) habe ich keine Mühe gescheut, bin am folgenden Morgen (Sonntag!) um halb fünf aufgestanden und habe, nach fünf Jahren leeren Versprechungen, halt die erste Hälfte meines unersetzlichen Beitrags zum Thema in die Tasten gestreichelt (es nervt schon genug, was da im Zug gehauen und gehämmert wird, nicht wahr?).

Seit mindestens fünf Jahren verspreche ich also, einen – meinen – Beitrag zum Thema Zweierbeziehung und Sexualität zu schreiben. Ich nehme an, ich habe mich auch schon mehrmals daran versucht. Eine Durchforstung der durchaus überschaubaren Zahl von Artikeln unter der entsprechenden Kategorie im «Reiseführer» würde darüber Aufschluss geben. Eine Reihe von Notizen sprechen zusätzlich von spontanen Inspirationen zum Thema, die bis jetzt jedoch nicht in einen umfassenden Artikel mündeten.

Wenn ich mich nun des Themas annehme, geht es mir weder darum, etwas in den Himmel zu loben, noch darum etwas zu verteufeln. Mit geht es allein um Klärung. Und diese Klärung soll – wie ich schon mehrmals erwähnte, zB in der grossen Einführung zu unserer be vision Website, oder im Buch zum Lebenssinn – va Entlastung und Erleichterung bringen.

Das soll also auch geschehen, wenn ich das Thema Beziehung und Sexualität für einmal von unten beleuchte; auch dann, wenn das da und dort zuerst eher nach Belastung riechen mag.
Denn immerhin verbinden wir mit dem Thema nicht nur starke Matrix-Bande, wie Ethik und Moral, und damit verbunden Ansehen, Akzeptanz, sondern auch zahlreiche Mühen und Nöte. Betrachten wir nur schon all die Beziehungszerwürfnisse und als quasi offizieller Ausdruck davon all die Scheidungen, die aus der üblichen Behandlung des Themas hervorgehen. Zwangsläufig würde ich sagen.

Eine lange Geschichte

Zu beachten ist hier auch, dass es sich bei der Behandlung des Themas Zweierbeziehung und Sexualität, va bei den christlichen Gesellschaften, um eine jahrtausendelange Kulturentwicklung handelt, die in den modernen Gesellschaften allmählich zu komplexen Lebensformen, ganz ausgerichtet auf die Zweierbeziehung, geführt hat. Gemeint ist die Kleinfamilie, die ihr Leben mehr oder weniger abgeschottet, auf jeden Fall fast vollständig selbständig führt. Der Coop verkauft sämtliche kleinen und grossen Waren an jede einzelne Familie, egal, wie intensiv jeweils die Nutzung ist. Und die Autogarage nebenan auch. Und die Häuserbauer ebenso – ein Riesengeschäft. Und ein sinnloses Geschäft. Matrix eben. Allerdings hat sich daraus mit der Zeit ein, eben: komplexes Geflecht, zB mit Haus und Garten ergeben, dem wir nicht so einfach entfliehen können.

So zumindest erscheint das … bis der Riesenaufwand dann mit der Scheidung doch ganz selbstverständlich in Angriff genommen wird. Ja, die Liebe ist ein flüchtiges Gut …
Tatsächlich verweist allein schon dieses Phänomen auf gewaltige Kräfte, die da im Untergrund wirken – so man für Aufschlüsse parat ist. Aber das sind ganz besonders bei diesem Thema die wenigsten. Ebensowenig natürlich die «Lösungsverkäufer», die nicht nur durchwegs selber Betroffene sind, sondern auch noch davon profitieren, dass da kein Ausweg genommen wird.

Kurz: Die trennenden Kräfte müssen enorm sein!

Dies nur schon mal als Vorgeschmack auf das neue, umfassend erleichternde Verständnis der ganzen Angelegenheit.

Belle Vue

Nach diesem Artikel wirst du also wissen, wie der Hase läuft. Damit nehme ich das Motto des grossen Artikels über die Grundverfassungen in der Matrix wieder auf. Ich empfehle dir dringend, ihn wieder (und wieder) zu lesen.
Du wirst nach der Lektüre wissen – und im besten Fall sogar verstehen – weshalb Menschen auf die krude Idee kamen, die Zweierbeziehung als tragendes Element einer Kultur zu etablieren und dafür einen ungeheuren Aufwand sowie zahllose Leiden, Zerwürfnisse, gesellschaftliche Ächtung und … immense Kosten in Kauf nehmen.

Damit bist du schon mal richtig eingestellt auf das Thema. Das wird dir die Lektüre erleichtern; oder auch erschweren, je nachdem, wie angstvoll, bzw offen und bereit du bist für die Wahrheit hinter dem – für einmal nur für naive Romantiker schönen – Schein.

Immense Widersprüche mit immensen Folgen

Lassen wir zuerst die Matrix selber zu Wort kommen.
Zahlreiche Untersuchungen verweisen darauf, dass praktisch niemand dem Partner lebenslang treu ist.
Spätestens hier müssten wir stutzig werden.
Weshalb existiert eine Regel und wird gar als so ungeheuer wichtig behandelt, dass sie vor Gott beschworen wird, wenn sie

  1. praktisch nie eingehalten wird
  2. dermassen viel Ärger, Ängste, Leid, Tränen, Kosten und nicht selten gar Blut verursacht
  3. die sexuelle Lust und die Freude allgemein in der Beziehung eindämmt und meistens allmählich absterben lässt.

???

Doch im Raum des Üblichen wird man bei offenen Widersprüchen nicht stutzig. !!! Dafür haben wir ja als Masterdisziplin die Religion. Und wo diese nicht weiterhilft, die Wissenschaft und die Philosophie. Und schliesslich dann die Politik! Sie erklären uns die Widersprüche so freundlich und mundgerecht, dass wir keinen Zweifel mehr verspüren. Und die Wirtschaft hilft unverzüglich mit, der Erklärung eine Produkt an die Seite zu stellen – zB eine Medikament, eine Therapie, eine unterhaltsame Ablenkung, ein Genussmittel.

Dabei gibt es für all diese und andere negativen Erscheinungen – der mW keine einzige positive gegenübersteht! – einen lapidaren Grund.
Dieser Grund ist gleichzeitig die Ur-Basis der hier versprochenen Klärung.
Diese grundlegende, in ihrem Wesen ungeheuer erleichternde, Tatsache lautet:

EIN TREUE-GEN EXISTIERT NICHT

Wenn du also deinem Partner Treue schwörst und dich ev dann auch ein Leben lang darum bemühst, gibt es nichts in deinem biologischen Hintergrund, das dir dabei helfen würde. Nichts!
Es bleiben dir allein gesellschaftliche Konventionen, plus deine persönliche, aus der Erziehung hervorgehende, tief verankerte Haltung zum Thema.

Da die Überzeugungskraft gesellschaftlicher Konventionen – im klassischen Verbund mit den Religionen – mit der Entwicklung zur urbanen Gesellschaft jedoch stark erodierte und heute in breiten Schichten gegen null tendiert, bleiben dir bei deinem grossen – und im Grunde aussichtslosen – und natürlich vollkommen dummen Bemühen bloss deine ganz persönlichen  – zu 90% unreflektierten – Haltungen, Einstellungen, Emotionen und Hemmungen. Die du notabene mit der Muttermilch bereits eingesogen hast.

So wird Untreue tatsächlich zur urmitmenschlichen Pflicht: Du musst deinem Ursprung und all dem haarsträubenden Quatsch, den du da gelernt hast, untreu werden!

Und die Liebe? Hilft sie nicht der Treue? Bist du deinem Partner nicht schon deshalb treu, weil du ihn liebst?
Fehlanzeige.
Die Liebe hat erstaunlich wenig, nämlich fast gar nichts mit der Treue zu tun. Das wirst du weiter unten verstehen lernen. Hier schon mal soviel der neuen Informationen:

Du bist biologisch fähig, deinen Partner zu lieben, ohne ihm treu zu sein.

Liebe ist teilbar

Auch der Mythos, dass man nur eine Person als Partner lieben kann, fällt bei näherer Überprüfung kläglich in sich zusammen. Ohne Gen, das dich biologisch bindet, kannst du, bei entsprechender innerer Freiheit, ohne weiteres verschiedene Partner lieben. Es mag aufwändig sein, zu mehreren Menschen gleichzeitig ein derart komplexes Lebensnetz aufzubauen und zu unterhalten, wie wir das heute pflegen. Auch bildet die jahrelange Bindung ein einmaliges, nicht wiederholbares Erfahrungsgeflecht. Bei positivem Befund ein guter Grund, zusammen zu bleiben.
Ansonsten jedoch gilt: Na und? Wäre, rein theoretisch gesehen, die Partnerschaft frei von Besitzansprüchen, so wäre sie auch frei von Entwertung. Dann wäre also auch die Einmaligkeit jeder Beziehung kein Druckmittel, um den Partner zur Treue anzuhalten, oder jeden Übergang zu einer neuen Beziehung mit einem traumatischen Desaster zu begleiten.

Das heisst:
Die Art und Dauer deiner Beziehung hinge allein von deren Erfüllungsgrad und, vor allem: von deren positivem Nutzen ab. Wegen Letzterem gehen wir nämlich überhaupt Beziehungen ein: ES GIBT KEINEN ANDEREN GRUND, DER VOR DER NATUR BESTEHT, ALS DER NUTZEN!
Mithin also eine vollkommen freiwillige, fortgesetzt latent überprüfte Entscheidung, bei der sich beide Seiten gleichsam täglich als Partner finden müssen – inklusive Bonus bei fortgesetzt positiver Erfahrung. Der jedoch, ist das UWE erst aktiviert, locker in einer einzigen Minute aufgebraucht ist!

Gäbe es ein Treue-Gen – wären unser übliches Verhalten also naturgemäss sinnvoll, mithin normal –, gäbe es keine Prostitution und somit auch kein «Milieu», mit erotischen Etablissements usw. Es gäbe auch keine Pornografie. Und keine Werbung, die mit entblössten Körperteilen zum Kauf animieren könnte. Es gäbe nicht einmal den Blick, der mit lustvollem Begehren an «fremden» VertreterInnen des andern Geschlechts hängt.

Zugegeben, das Leben wäre dann sehr viel einfacher. Aber, es ist nun mal so. Und zu verantworten haben die unguten Auswirkungen des Zwangs zur Zweierbeziehung wir selbst, bzw unsere Vorfahren, die dieses Beziehungsmodell erfunden und dann mit immensem Druck und mit Gewalt durchgezogen haben.

Hier ist anzumerken, dass die Zweierbeziehung ein vor allem christliches Matrixmodell ist. Andere Matrixgesellschaften – stets im Verbund mit den entsprechenden Religionen – behandeln das Thema anders.
Besser oder schlechter? Anders! Bedenke:

In der Matrix gibt es kein einziges funktionierendes Gesellschaftsmodell

Eben: Nichts wird besser, nichts wird gut. Oder kennst du ein funktionierendes Beispiel? Sags ruhig.
Obwohl das christliche Modell – parallel zum Kapitalismus! – zurzeit global eine dominierende Rolle spielt – mit keinem anderen Modell lässt sich soviel Geld verdienen! – und sich auch Gesellschaften mit andern Beziehungsmodellen, wie zB der Islam oder die an Naturreligionen orientierten Völker eher in diese Richtung bewegen, ist die Matrix – sprich: das Patriarchat, bzw die männerbestimmte Gesellschaft –, schon historisch gesehen, keineswegs gleichbedeutend mit «Zweierbeziehung». Andere Kulturen haben andere groteske Modelle erfunden, die die Männerherrschaft sichern, bzw vor dem Unwertempfinden schützen sollen.

Damit sind wir angekommen beim Lift, der uns in den Untergrund – na ja, vielleicht doch eher Abgrund führt.

Dem Hasen auf der Spur

Lassen wir uns nun bequem mit dem Fahrstuhl in den Untergrund der ganzen Geschichte mit Beziehung, Sexualität und Treue hinunterfahren, um schliesslich zu verstehen, was da oben an der Oberfläche weshalb geschieht und wie es zu diesem, in mancher Hinsicht durchaus oder auch nur eventuell praktischen, aber auch sehr aufwändigen, mit enormen Kollateralschäden verbundenen, Beziehungsmodell kommen konnte.

Es sollte dich nun wirklich nicht mehr verwundern, dass wir beim Runterfahren schliesslich beim Rootset – unserer Lebensbasis – landen und beim Aussteigen bereits überall die Müllsäcke herumliegen sehen, vollgestopft mit verflossenen Dramen des Kampfes mit dem Unwertempfinden.

Ebenso müsstest du vernünftigerweise annehmen, dass die Auflösung des Rätsels im Zusammenhang mit dem Unwertvirus stehen muss. Sonst wäre jenes Modell ja Quatsch, würde nur willkürlich zur Erklärung von diesem und jenem herbeigezogen, könnte jedoch niemals ein ganzes Gesellschaftsmodell mit all seinen Dramen verständlich machen. Könnte niemals eine durch und durch schlüssige kritische Analyse der menschlichen Gesellschaft liefern.
Ob das gelingt, wirst du bald sehen.

Fortsetzung folgt

 

5 Kommentare »

  1. gerade war ich so gut dran, mich etwas vom höllenschock zu erholen und mich in der kleinbürgerlichen, romantischen idylle wohlig einzurichten, da beschert mir zuerst meine frau dann du den schock über die zweierkiste als eigentliches auslaufmodell.
    als hätt ich das nicht schon immer vermutet erwacht das übriggebliebene und zugeschüttete fünklein euphorie aus den kommunetagen. diese kurze zeit der befreiung aus den patriarchalischen zwängen und ich unbedeutender zeitgenosse mittendrin konnte teilhaben an etwas ganz grossem.
    das war ein fest – aber eben ein fest endet, wir wussten nichts über die kraft der matrix, wie sie einen ums andere zurückholte – nichts ändert sich.
    und jetzt ist da dieser funke und gleichzeitig das kleinmütige zurückschrecken.
    aber diesmal geht’s nicht in die innere emigration.
    diesmal heisst’s ‚alles wird besser‘!

    Viktor am 31. Januar 2013 um 16:35 Uhr

  2. am schluss des (noch nicht fertiggestellten) 2. teils wird stehen:

    „Also, ich weiss auch nicht, wie ihr, die Menschen da draussen im NR, das lösen werdet. Meine Aufgabe ist es, Menschen hinauszuführen. Wenn sie soweit sind, sind sie so stark, dass sie mit Verve (schönes Wort) die neuen Lösungen und Formen finden werden.“

    2bd am 31. Januar 2013 um 18:42 Uhr

  3. Na, dann let’s go! Du weisst ja, seit dem eingangs erwähnten Kommentar stehen die Männer an. Die Armen mussten sich einige Wochen gedulden…

    Ursula am 31. Januar 2013 um 19:31 Uhr

  4. .. und dann die unseligen Mythen über den beckenboden, ja männer, kneift eure arschbacken nur so zusammen.

    melchior am 1. Februar 2013 um 14:46 Uhr

  5. Da steckt sogar für mich Erleichterung drin. Der Nebel lüftet sich.
    Ahnungen bestätigen sich. Irgendwie war ich vorbereitet!
    Der Artikel ist verführend!
    Thank you, Bernhard!

    Michael am 3. Februar 2013 um 7:30 Uhr

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