Unfreiwillig, aber endlich! Ausgerechnet Italien und Griechenland setzen die richtigen Zeichen

von 2b am 17. November 2011

Natürlich haben Italien und Griechenland nicht freiwillig zur endlich richtigen Lösung gefunden. Dafür sind die beiden Länder, mit Verlaub, politisch viel zu unreif. Doch schlussendlich leiten dort ab heute – jedoch nur für eng begrenzte Zeit – bewährte Fachleute die Regierung. Was genau meiner Vision von politischer Führung entspricht.

Dies ganz im Stil „ich häs erfunde?“ Nein, lieber Roger (Schawinsky): Ganz im Stil «Platon». Oder von mir aus auch im Stil «Lebensvernunft».

Ist es nicht eine hübsche Ironie der Geschichte, dass sich ausgerechnet ein politisch haarsträubend unreifes Land schliesslich und nur unter Zwang auf seine antike Geschichte besinnt? Wohl gar, ohne diese zu bemerken!?

Wobei Griechenland noch immer den unmöglichen Spagat versucht, zwischen einem Fachmann an der Spitze und – natürlich zutiefst verfeindeten – Machtpolitikern. Während das ebenfalls zur Konsternation einladende politisch ähnlich unreife, dabei prominente Land der EU, Italien, immerhin zumindest für kurze Dauer zu einer konsequenten Lösung gefunden hat: eine Regierung, ausschliesslich bestellt mit Fachleuten. Kein einziger Berufspolitiker!

Die – zumindest hiesige – Presse allerdings spricht im vollkommenem Unverständnis des Wesens eines solchen Schrittes nur abschätzig von „Technokraten„. Was bitte, meine Herren und (ganz wenigen) Damen Politjournalisten bringen denn „Berufspolitiker“ als Kompetenz mit? Was macht BerufspolitikerInnen  aus? Welche hervorragende Kompetenz legitimiert ihn oder sie zum Leiten der Geschicke eines Volks? Wenn man von ursprünglich erworbener Fachkompetenz  absieht, was sie jedoch den „Technokraten“ zuordnen würde, also nicht zählt, bleibt als Charakteristikum des Berufspolitikers nichts übrig, als der Drang nach Macht sowie die Fähigkeit, in den endlosen Gängen der Regierungssitze zu mauscheln, zu feilschen und gekonnt zu lügen („Ein Politiker, der nicht lügt, ist wie ein Stürmer, der nicht schiesst: Er darf nicht mitspielen“). Hierbei spreche ich nur von der fortgeschrittensten – tatsächlich aber hoffnungslos rückständigen! – Form des Regierens, der s.g. Demokratie (wer redet da von Volk?).

So erhält also meine Vision der – modifizierten – Regierungsverantwortung durch bewährte, vertrauenswürdige Fachpersonen, wie sie dereinst Platon als Ideal formulierte, unerwartet Sukkurs durch die sich überschlagenden Ereignisse in der kapitalistischen Welt der provozierten Finanzkrisen, mithin in einer Welt der dramatischen und im Vergleich zum Stand des Bewusstseins und der technologischen Bewältigung der Naturherausforderungen völlig widersinnigen Lebensinkompetenz!

Nebenbei: Die Modifikation besteht

  1. Aus der Abgrenzung gegenüber der «despotischen guten Herrschaft», die dem begrenzten (also falschen) Verständnis der menschlichen Natur entspringt (die man „mit harter Hand zwingen muss“). Starke Autorität und verantwortungsbewusstes, aber konsequentes Handeln sind die Essenz, die daraus bleibt.
  2. Aus der Bedingung Lebenskompetenz, die in meiner Vision an erste Stelle rückt, und bei Plato (und später Aristoteles) nur diffus, doch immerhin, als „die Besten“ umschrieben wird.

Übrigens stammt aus andern Kulturmodellen bereits der Rat der Weisen, der dem anzustrebenden Modell ganz gut entspricht. Man braucht Weisheit nur noch streng mit Lebenskompetenz, gemäss dem heutigen Stand der Erkenntnis, zu definieren – im Verbund mit jeweils individueller übriger Sachkompetenz – dann hat man in etwa dasselbe Regierungsmodell beisammen.

Bin ich nun glücklich?
Eine freudige Regung auf jeden Fall.
Doch zeigen die hier aufgezählten Indizien, dass wir bis auf Weiteres nicht reif sind, die Regierungsgewalt –  für mehr als eine ganz kurze Dauer den PolitikerInnen aus der definitionsgemäss lebensinkompetenten („dominantes Machtstreben!“) Hand zu nehmen.
Dies notabene, ohne darauf zu warten, bis die Mehrheit des Volks genügend lebenskompetent ist, die tatsächliche «Weisheit» von Menschen zu erkennen! Soweit zum Abschied von der Demokratie.

Doch, warten wir ab, wie sich die Fachleute in der Regierungsverantwortung bewähren. Vielleicht hilfts, um die von den Politikern bisher genüsslich ausgekosteten Finanzmiseren der Wirtschaft zu lindern. Doch bliebe dann noch immer die bange Frage nach der Lebenskompetenz neben der zweifellos vorhandenen Fachkompetenz. Und da siehts nach einem ersten Augenschein auf die frisch gekürten VertreterInnen, schitter aus. Doch  ist das nicht so schlimm, da Macht bei diesen Menschen in der Regel nicht das einzige Credo ist. Die Chancen also nicht schlecht stehen, dass sie auch menschlich lernfähig sind. Zudem kann man ihnen von lebenskompetenter Warte aus sagen, in welcher Richtung sie handeln sollen, während man PolitikerInnen grundsätzlich nur bestechen kann.

Aus grösserer Distanz betrachtet allerdings beurteile ich dieses sich zurzeit in der kapitalistischen Demokratie mW erstmals vollziehende Phänomen als Zeichen des Wandels. Als leiser Vorbote zur langfristigen Reifung auf eine neue Lösung hin. Als sich scheu anbahnender Kulturwandel, der sich frei vom Wollen der jeweiligen Akteure abspielt.

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