Welche Wahl haben wir

von 2b am 5. November 2008

Wann immer wir politisch wählen, haben wir lediglich die Wahl zwischen zwei Dingen:

Wählen wir die Partei, die etwas lebensfreundlicher ist – also Richtung links, bzw dem Wandel verpflichtet – oder jene, die etwas lebensfeindlicher ist – Richtung rechts, bzw dem Beharren verpflichtet. Mehr ist nicht zu haben.

Die genannten Nuancen machen durchaus einen Unterschied. Das merkt man schon, wenn man darauf achtet, welche Athmosphäre – durchaus global verstanden – Bush verbreitet hat und welche allein schon bei der Wahl Obamas entsteht – jenseits allen politischen Kalküls.

Doch, wer denkt, bzw hofft, Politik werde seine Träume von der Welt erfüllen, wird auf jeden Fall enttäuscht.

Konsequenz: Ich zum Beispiel wähle die etwas lebensfreundlichere Seite, investiere aber wenig in meine Gefühle und Ambitionen; ich bleibe unterstützend-distanziert und illusionslos. Ich bescheide mich zum vornherein mit dem kleinen Ertrag. Das lässt mir Raum, mich leicht zu freuen. Alles andere wäre naiv und führt zwangsläufig zu Enttäuschungen. Insofern schaut es lustig aus, wie die vielen Amerikaner in uferlose Begeisterung ausbrechen; als ob ihnen soeben neues Leben geschenkt worden wäre.

Obamas Wahlsieg-Rede war wunderbar und bewegend; ich lasse mich davon auch berühren; schliesslich ist er ein Visionär, wie ich selber ja auch. Doch diese Rührung bleibt ganz persönlich, verknüpft mit meinen inneren Motiven, weshalb ich zu Visionen neige; sie hat nichts mit der zu erwartenden Wirklichkeit zu tun. Ich würde es nie erlauben, diese Empfindungen in etwas so genuin lebenfeindliches wie Hoffnung überschwappen zu lassen. Also auch keine Begeisterung, nur Zufriedenheit.

Mit seiner Rede – so ‚realistisch‘ sie auch formuliert war -  hat Obama gleich die zentrale Botschaft vermittelt: „Ihr alle, die ihr mir zuhört und begeistert seid, ihr alle werdet mit 100 prozentiger Garantie enttäuscht werden. Denn Amerika ist nicht das, als was ich es beschreibe; das ist nur das, wovon ihr träumt. Deshalb kann Amerika das, was ich damit machen will, auch nicht erreichen; auf gar keinen Fall. Sonst wäre Amerika schon heute anders.“

Was bleibt: Obama wird eine andere Athmosphäre schaffen – etwas lebensfreundlicher.

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