Fragen – heute: Sind Ihre politischen Lösungsvorschläge nicht naiv?
Frage (Dr. Gerd P.): Sie machten verschiedentlich Vorschläge, wie internationale Beziehungen zu handhaben seien. Gerade kürzlich haben Sie das Beispiel Nepal abgehandelt. – Nicht, dass ich etwas gegen Ihre Vorschläge hätte. Sie leuchten mir ein und bewirken gar das Empfinden: So könnte es gehen, das würde eine Lösung bringen. Aber, sind diese Vorschläge nicht etwas naiv, angesichts der realen Verfassung anderer Völker, die für unser westliches Verständnis oft nicht im Entferntesten zugänglich sind? Um bei Ihrem Beispiel Nepal zu bleiben: Eine kürzliche Pressemeldung hat mich nämlich zu meiner Frage animiert: Nepali opfern eine Ziege und hoffen dadurch, ihre maroden Flugzeuge wieder flugtauglich zu machen.
Antwort: Nun, zuerst gilt es festzuhalten, dass meine Einschätzung der Verfassung der Mitglieder unserer Gattung für alle menschlichen Wesen gilt. Unabhängig von der jeweiligen Ethnie. Unabhängig von der Kulturentwicklung. Unabhängig von Bewusstseinsstrukturen. Man muss diese jeweiligen Fakten natürlich miteinbeziehen. Doch stehen wir Menschen alle auf demselben Boden. Die biologischen Grundvoraussetzungen sind im Wesentlichen für alle dieselben. Diese Klärung soll unsere Sicht schärfen. Das heisst: Trotz verschiedenartigster Ausprägungen einen klaren Kopf zu behalten und im konkreten Handeln das Wesentliche nicht aus den Augen zu verlieren. Regelmässige Timeouts sind da unabdingbar.
Die entscheidende Einsicht ist die:
Was kümmert es das Leben, wenn Kulturen ein animistisches Weltbild haben, wie bei uns fast nur noch Kleinkinder und Fromme? Dem Leben ist das egal, nicht? Das ist schlicht und einfach lebensuntauglich – Punkt!
Dem Leben ist das zB egal, wie viel Sie beten. Probieren Sie es aus: Beten Sie eine Weile für etwas Äusseres und eine Weile nicht – und achten Sie auf den Unterschied (ich nehem etwas Äusseres, weil man sich über innere Faktoren leicht belügen kann). Aber natürlich: Falls Sie so gestrickt sind, wollen Sie die Wahrheit gar nicht wissen. Also, lassen Sie das sein, beten Sie weiter und pflegen Sie Ihre Lebensuntauglichkeit.
Im Umgang dann mit den krassen Unterschieden, wie sie zwischen den verschiedenen Ethnien und Kulturen bestehen, ist mE die Kunst, eine doppelte Haltung einzunehmen, entscheidend für die Durchsetzung von echten und nachhaltigen (und kompromisslosen!) Lösungen, wie ich sie beschreibe.
Diese Doppelhaltung heisst:
KOOPERATION und UNABHÄNGIGKEIT
Wer jederzeit bereit ist, partnerschaftlich zu kooperieren, dabei aber jede Abhängigkeit vermeidet (insbesondere, um sich einen Vorteil zu verschaffen!), verbindet sich zwar intensiv und tauscht grosszügig aus, bleibt aber jederzeit frei für eine neue Wahl.
- Stehe ich also zB in einem Entwicklungsprojekt in Verhandlung, so bleibt mir stets bewusst, dass das Leben an beide Seiten dieselben Grundanforderungen stellt. Beide Seiten sind von der Natur aufgefordert, im selben Mass lebenskompetent zu sein, um langfristig erfolgreich zu überleben. Und das, je nachdem, ziemlich rasch. Die Natur pflegt in der Regel nicht zu warten. Wenn wir das stattdessen über die Massen tun, schwächen wir die Betreffenden und nähren ihre lllusionen und Mythen – das heisst, ihre Lebensinkompetenz! -, statt ihnen zu nützen.
- Meine Kooperation ist an Bedingungen geknüpft, die vor allem mit dieser Lebenskompetenz (LK) zu tun haben – jenseits von Moral und, mit Ausnahme eines mitmenschlichen Puffers, genauso konsequent, wie die Natur das ist. Diese Bedingungen können gemeinsam erarbeitet werden, stehen aber unter konsequentem Druck, sie rasch zu erfüllen, ansonsten die Unterstützung dahinfällt. Ob dabei eine rasante Bewusstseinsentwicklung einsetzt, kann mir egal sein. Lebenskompetent sein konnten Menschen schon vor der haarsträubenden animistisch-manipulativen Phase der Menschentwicklung.
- Eine Weigerung – auch wenn sie nur teilweise geschieht (zum Beispiel bezüglich Einsatz der Ressource ‚Frau‘) – ist überhaupt kein Problem. Ich bleibe freundlich und ziehe mich zurück – Punkt. Das heisst, ich tue das, bevor ich mich masslos ärgere. Dabei hilft nur die stete Orientierung am Wesentlichen! Bei einer solchen Trennung kann die Kooperation später jederzeit wieder aufgenommen werden. Kein Krieg nötig.
Dasselbe Grundverhalten empfehle ich für sämtliche Beziehungen zwischen verschiedenen Gesellschaften, ja auch zwischen verschiedenen Gruppierungen innerhalb derselben Gesellschaft – und somit natürlich auch zwischen Industrienationen.
Ist das nun naiv?
Auch wenn das aus realistischer Sicht nicht nächste Woche zum Weltmassstab für internationale Beziehungen erhoben wird (leider!), kann jedermann und natürlich jede Frau sich ab sofort danach ausrichten. Sei die Person nun in einer Gemeinde tätig oder für die UNO – oder auch nur innerhalb der eigenen Familie bzw sogar Partnerschaft! Die Wirkung beginnt sofort. Kooperativ und unabhängig, wie die Betreffenden sich dann verhalten, werden sie sich zwar mitteilen, aber nicht warten, bis irgendjemand anders mitzieht – Punkt.
Genau so verhalte ich mich mit Verlaub auch mit meinen Lösungsvorschlägen.