Reisebericht 5: Tag eins nach der Entwichtigung der Amerikaner

von 2b am 21. Juni 2007

Wenn wir uns vom Mythos über diese merkwürdige Kultur ‚USA‘ befreit haben. Vom positiven wie dem negativen. Wenn wir aufgehört haben, sie zu überschätzen, genauso wenig wie sie zu unterschätzen. Wenn wir sie mögen, anerkennend nicken, manchmal den Kopf schütteln und manchmal schmunzeln, genau so wie sie das alles zu Recht mit uns machen können.
Dann werden wir feststellen, dass innerhalb dieser merkwürdigen Kultur mit ihren merkwürdigen Regeln eine Menge Menschen leben, die sich selbst mitnichten überschätzen. Eine Menge Menschen, die keinesfalls dem Wahn frönen, das mächtigste Volk auf Erden sein zu wollen, geschweige denn, die Welt nach ihren zum erheblichen Teil merkwürdigen Regeln und vor allem mit ihrer Riesenangst zu regieren. Menschen, die wissen, dass Amerika sehr, sehr wenig mit Freiheit zu tun hat. Und die sich als Amerikaner hüten, sich besser zu wähnen, als irgend jemand anders. Sondern vielmehr die enormen Defizite anerkennen, die dieses schöne Land und seine Bevölkerung durch die jüngere Zeit erworben und sich selbst zugefügt hat. Diese Menschen wollen nichts lieber, als mit andern Menschen zusammenarbeiten, von ihnen lernen und ihnen geben, was sie vermögen. Jene Menschen sind auch stark genug, unsere Defizite zu erkennen und uns mit ihnen zu achten.

Dieser innere Abstand von den Amerikanern befreit alle, die ihn einnehmen.
Genauso, wie wir einen inneren Abstand finden müssen von allen Menschen, die uns nahe stehen. Erst dann sind wir frei, gemeinsam das Beste zu tun. Und dieses Tun stets gemeinsam kritisch zu überprüfen.

Weder die Menschen, noch die Kulturen verändern sich dadurch. Aber unser Verhältnis zu Amerika und nach und nach auch dessen Verhältnis zu uns ändern sich. Ohne, dass irgendwer etwas dazu tut, verringert sich die Macht der USA. Die Chance erhöht sich, dass dieses Volk ganz unauffällig allmählich den Platz einnimmt, der ihm zusteht – unabhängig von den dort gehorteten Ressourcen. Und das tut der Welt bestimmt gut. Und nicht zuletzt ist das die Chance für Amerika, sich als Kultur doch noch weiterzuentwickel, statt bloss zu degenerieren. Vielleicht schweigen dann auch die jetzigen Feinde Amerikas, die die Freunde bei weitem überwiegen. Die Menschen, die im Gefühl der Ohnmacht gegen die ungeheuerliche Fehleinschätzung des offiziellen Amerikas anrennen. Diese krasse Fehleinschätzung von sich selber und infolgedessen auch der andern Völker dieser Erde.

Und wir können uns befreit wieder unseren eigenen Defiziten und Ressourcen zuwenden. Denn auch wir wollen doch überleben. Und das nicht als Knechte und Abhängige von Völkern, die vor noch gar nicht so langer Zeit von uns abhängig gemacht wurden. Aber eigentlich sollten wir uns nicht wundern, wenn diese nun danach trachten, dasselbe mit uns zu tun.

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