Gesellschaftliche Mythen II – Die Presse will News

von 2b am 22. Februar 2007

Vor gut einer Woche habe ich eine kleine Serie mit gesellschaftlichen Mythen begonnen.
Der erste Mythos, dem ich mich widmete, heisst Wintersportkrise.

Hier folgt nun Mythos II: Die Presse will News! 

„Die Presse jagt News. Wer ihre aufmerksamkeit will, muss News bieten.“
Falsch!

Die Presse ist von ihrer Struktur her konservativ. Sie bringt Bekanntes, gut aufgepeppt, um sicher zu gehen, dass viele es lesen.

Das Neue ist per definitionem noch unbekannt. Ein Risiko, das die Presse kaum eingeht.

Schauen wir lange Reportagen mit Persönlichkeiten im Mittelpunkt an: alles Arrivierte, die schon 100’000 Bücher verkauft haben.
Es findet sich mal eher Kritisches, mal eher Unkritisches; das erscheint uns vielleicht als nonkonform. Aber es ist doch stets Wohlbekanntes.

News gibt es in den Medien nur dort, wo die Rubrik auch so heisst.
Und: Auch die meisten News sind in Wahrheit längst bekannt: Unfälle und Verbrechen.

Und die Presse hat Recht, das sie so handelt.
Denn zu Mythos II gehört Mythos IIa: Die Leser wollen News.

Wer von uns Lesern liest Zeitung, um Neues zu lernen?

Richtig: Niemand.

Wir lesen die Presse, um Recht zu erhalten. Wir wollen gefälligst bestätigt haben, was wir eh schon finden. Sonst würden wir ja aus Prinzip die Presse ‚der andern Seite‘ lesen und die ‚eigene‘ Presse ignorieren. Nicht wahr?

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