Erholung über die Festtage

von 2b am 29. Dezember 2006

Jetzt haben Sie’s ja gehört, dass ich den Titel ‚Erholungspsychologe‘ trage. Nun kann ich damit also guten Gewissens hausieren und mit Vertrauen rechnen.

Oft werde ich gefragt: „Was muss ich tun, um mich optimal zu erholen?“

Die Antwort heisst:

„Je weniger du tust, desto näher kommst du der Antwort.“

Generell gilt: Je mehr Sie vom Business, das sich um die Erholung herum rasant ausbreitet, weglassen, desto besser stehen Ihre Chancen auf Erfolg.
Natürlich haben eine Menge Menschen mittlerweile bemerkt, dass wir die Fähigkeit – ja sogar das Wissen! – wie wir uns erholen können, verloren und vergessen haben. Aber während es durchaus Sinn macht, entlang einer stehenden Autokolonne schnell fliegende Imbissverkäufer zu postieren, machen all die flugs angebotenen tausend Techniken, Geräte und Behandlungen zu Ihrer optimalen Erholung meist wenig bis gar keinen Sinn. Sie sind bloss ein Geschäft, das mit Unwissenden leicht zu machen ist: Ein Geschäft mit der Hoffnung.

Und die wichtigste aller Hoffnungen liefere ich gleich mit: „Ich kann mir zur Lösung meines Anliegens etwas kaufen (das kann auch eine Dienstleistung sein), und das wird mich davon befreien, irgendetwas an meinem Leben zu ändern.“

Anmerkung: Zu den Unwissenden gehören die Verkäufer in Sachen Erholung übrigens meist selber (das Phänomen kennen Sie doch, nicht? Oder wann haben Sie letztmals in einem Geschäft oder bei einer Firma nach guter Beratung gefragt – und diese auch bekommen, bzw hmm… waren Sie in der Lage, diese zu geben?).

Wer also fragt: „Was muss ich tun,“ soll den Blick statt ausweiten, einengen (ausnahmsweise!).

Je einfacher die Sache wird, desto näher kommst du der Lösung.

Erholung ist einfach und besteht in erster Linie aus Nichtstun.

Klingt banal, ist banal. Ist aber nicht einfach mit Gewinn zu verkaufen..

In unserer Erholungsschule entfachen wir folgerichtig keinen Pseudo-Hipe mit technischen Gadgets und tollen Entspannungstechniken. Letzteres kennen wir nämlich alle schon und wissen längst, dass es uns unter dem Strich und langfristig wenig bis nichts gebracht hat, zumindest nicht in Sachen Erholung – oder dann mit völlig unangemessenem Aufwand verbunden. Ersteres überlassen wir von der Erholungsschule gern jenen Millionären, die es einfach nicht lassen wollen, für nichts eine Menge Geld auszugeben. Wenn sie ihre Hightecherholungsboxen richtig nutzen und die ganze Technik, wie Lautsprecher und Lightshow, abschalten sowie die Lektüre draussen lassen, dann können sie sich darin sogar erholen. Ihren Stress brauchen Sie auch nicht zu messen. Ich garantiere: Sie haben ihn! Und Sie verstehen es nicht, ihn loszuwerden. Noch weniger verstehen Sie, dafür zu sorgen, dass er sich Ihrer gar nicht erst chronisch bemächtigt.

Was tun wir dann in der Erholungsschule?
Lauter nichts?
Gar nicht schlecht geraten. Wir fügen Ihnen das Nichts zu. Wir setzen Sie mit dem Nichts unter Stress.
Noch mehr Stress? Ja! Und der kann sogar ganz enorm sein! Je nachdem, wie chronisch Sie schon sind. Wenn Sie dann nicht mehr ausweichen können, beinahe rotieren wie ein Junky, dann beginnt die Stresskurve zu sinken, Erholung ist nicht mehr weit.

Wir lehren Sie, das Nichts auszuhalten!

Und ich garantiere Ihnen: Wer Sie das lehren will, der muss seine Sache verstehen!
Dafür setze ich nichts weniger als 30 Jahre Erfahrung ein. Und trotzdem gerate ich noch und noch an Grenzen. Das meistere ich bloss, indem ich laufend dazulerne. Wahrscheinlich auch von Ihnen. Sie sind doch der Spezialfall, nicht?

PS: Kaufen Sie im nächsten Stau beim fliegenden Händler eine Bratwurst. Aber begeben Sie sich für den Erwerb Ihrer Erholungskompetenz ins Fachgeschäft. Sie können nachher immer noch Kunde bei den fliegenden Händlern werden und sich all deren Gadgets reinziehen und diese belustigt oder auch ernsthaft geniessen.

PS2: Ja, und à  propos Beratung: Da habe ich ein echtes Problem. Kennen Sie eine Kommunikationsfirma, die von Kommunikation auch nur die geringste Ahnung hat? Swisscom? Cablecom? Sunrise? Ihr lokaler Provider?
Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass die alle sich merkwürdigerweise nur auf Einweg-Kommunikation – die da heisst ‚verkaufen, verkaufen, verkaufen‘ verstehen?
Sofort nachher ist die Leitung tot. Absolut zuverlässig tot.
Wenn jemand unter Ihnen ist, der oder die sagt: „Genug! Jetzt machen wir eine Kommunikationsfirma, die funktioniert“ und Nützliches dazu beitragen kann: Ich bin dabei!

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