Politik – die andere Seite

von 2b am 18. November 2006

Pragmatisch ist der politische Alltag.
So verwässernd, Bedeutung vortäuschend und elend der zweifellos oft ist, soviel Wertvolles, menschlich Enagiertes geschieht dort auch.

Tausende von Ausführenden versehen jeden Tag den Anwendungsdienst, bringen ihre besten Ideen ein und geben sich alle Mühe, aus den politischen Entscheidungen etwas Brauchbares zu machen. Darüber hinaus kommen aus denselben Reihen die Berater und Experten, die versuchen, die PolitikerInnen mit bestmöglichen Ideen und Konzepten zu versorgen.

Abgesehen davon, dass ’sich Mühe geben‘ ein Mindkonzept von Verlierern ist, wird da eine Menge wertvoller Arbeit geleistet. Irgendwie müssen wir ja über die Runden kommen.

Mit Verweigerung auf der Position von Grundsätzen ist gar nichts getan.

Was ist also der Wert grundsätzlicher Sicht, wie ich sie verbreite?

Vereinfacht teilen sich die Menschen in zwei Gruppen, bzw weist fast jeder Mensch folgende zwei Facetten auf:

  1. Die harmonisierende Seite. Sie möchte es gut haben zusammen und ist bereit, dafür fast jeden Preis zu bezahlen (sic.!).
  2. Die konfligierende Seite. Sie grenzt sich, je nachdem vom Mainstream oder von der Minderheit, aggressiv ab und ist bereit, dafür fast jeden Preis zu bezahlen (sic.!).

Klar: Der Preis ist der Knackpunkt.
Die Bereitschaft, fast jeden Preis für die eine oder andere Haltug zu bezahlen, weist darauf hin, dass keine der beiden Haltungen auf rationalen Überlegungen gründet. Es geht um Zugehörigkeit. Und das ist fürwahr eine vitale Sache.
Und Menschen, die sich unnerlich unwert fühlen (es ist allmählich mühsam, das immer wieder vor den Kopf geknallt zu kriegen, nicht?), sind in dieser Frage mehr als vital interessiert, vielmehr zusätzlich vollkommen abhängig. Keine Spur von freier Entscheidung.

Die Konsequenz ist: Es ist, selbst beim Bemühen (…) um innere Distanz, verdammt schwierig, sich vom Sog der Harmonie oder der Opposition fernzuhalten, und im Zug des täglichen praktischen Handelns nicht unmerklich auf die eine oder andere Seite zu schwimmen – nunmehr nicht mehr bestimmt von guten Ideen und Konzepten sowie schönem menschlichem Engagement, sondern von der Frage der Zugehörigkeit, mithin der Anerkennung durch die Auftraggeber, die KollgeInnen, die Öffentlichkeit.
Die ehemalige Klarheit der Sicht wird verwirrt, verwässert; verliert sich im scheinbar undurchdringlichen Dschungel ‚der Paragrafen‘ (wie wir so gern zu sagen pflegen). Tatsächlich aber ist etwas ganz anderes im Gang: Der WIR-Bereich – die Zugehörigkeit oder Opposition (= bloss eine ander Form, um Zugehörigkeit zu ringen!) – dominiert nun das Geschehen, nicht mehr die Sache.

Deshalb empfehle ich PolitikerInnen – und hier kann ich das gleich auf die beratenden und ausführenden Organe ausweiten! – stehts ein regelmässiges Timeout.
Ich empfehle. Aber man muss sie eigentlich dazu zwingen!!
Das Timeout dauert – ebenfalls zwingend – solange, bis der Effekt des Sich-die-Augen-Reibens eintritt: “ Was in aller Welt tue ich da? Wo habe ich mich da reinziehen lassen?“
Bei echten Opportunisten (s.o., Kategorie 1) dauert dieses Timeout dann gleich ewig. Oder solange bis…
… sie sich gründlich von der Illusion ihrer Sachlichkeit lösen, und sich um das kümmern, was sie wirklich antreibt.
(Philip Bruggisser zB (kein Link. Er ist nicht einmal im Internet eine Nummer. Ach, ist das beruhigend!), in seinem unstillbaren Hunger nach… Sie wissen schon, hätte sich etwas weniger lang benutzen lassen und wäre ausgestiegen, bevor er zum Bauernopfer geworden wäre. Ich meine, Sie haben ihm das, was ihn treibt, doch auch jederzeit aus hundert Metern Entfernung angesehen, nicht? Das ist einfachste Menschenkenntnis. Wer das nicht sieht, will es nicht sehen; weil er oder sie selbst so ist, zB.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Bruggiser ist nicht Opfer, sondern Täter. Und beinahe wäre er vorgestern wieder zum fatalen Handkuss gekommen. Du meine Güte!).

Gleichzeitig aber muss etwas ganz anderes geschehen. Und das ist es, was ich mit meiner Schreibe vornehmlich tue: Eine Klarsicht entwickeln. Eine Klarsicht, worum es geht. Ohne die üblichen, die Sicht vernebelnden politischen Standorte – links, rechts usw.

Und weshalb ist die Sicht systematisch vernebelt? Weil die Exponenten der üblichen Standpunkte selber im Strudel von Ich- und WIR-Bereich gefangen sind. Der IHR-Bereich wird, wenn’s drauf ankommt, stets geopfert.
Hören wir doch auf, diesen Menschen mehr zuzutrauen, als uns selber! Auch sie, als Projektionsflächen unserer Papis und Mamis, sind keinesfalls besser als wir selbst – ja, eher umgekehrt: Während wir als Kinder zumindest noch eine Erinnerung an unser ursprüngliches, grossartiges Menschsein in uns trugen, hatten unsere Eltern das meist schon längst vergessen, gefangen im Strudel ihrer untauglichen Mindkonzepte. Genauso ist das bei unseren Ersatzeltern: den Mächtigen und Einflussreichen. Ihre Erinnerung ist meistens längst weg. Vom Popstar, über den Sporthelden bis zu jenen, die das Geschick unserer Gesellschaft weitgehend bestimmen: Politiker und Wirtschaftsführer.

So bleibe ich auch angesichts der Wertschätzung für das viele gute Handeln dabei:
Vertrauen Sie niemals Verlautbarungen von PolitikerInnen!

Das gilt, ob Sie nun selbst PolitikerIn, sind im Auftrag von PolitikerInnen handeln oder entfernt von diesem Bereich tätig sind.

Bewahren Sie unter allen Umständen eine Menge inneren Abstand. Und holen Sie ihn sich unbedingt wieder, sobald Sie ihn verloren haben!

Erziehen Sie sich eine Klarsicht an. Eine Klarsicht, die angesichts des täglich sich Vollziehenden stets die Verbindung bewahrt zu dem, wie es sein soll.
Ich stehe persönlich dafür, dass meine Klarsicht einfach ist. Einfache Grundbausteine, die zusammen das Gesamtbild ergeben, was ist und sein soll. Das macht es nicht nur für Eliten zur Pflicht, sondern für Jedermann und jede Frau zur realen Möglichkeit, sich diese Klarsicht zu erwerben.
Mir ist es übrigens vollkommen egal, ob sie meine Klarsicht teilen oder nicht. Oder, ob Sie daran diese und jenes zu bemängeln haben. Ich bin frei von Ansprüchen (nehmen Sie meine anderslautenden Sprüche nicht zum Nennwert!). Ich stelle sie bloss zur Verfügung.

Und mit dieser Klarsicht im Kopf, im Herzen und, falls Sie an Ihrer Basis an sich arbeiten, im Bauch, begegnen Sie dem pragmatischen Alltag mit gebührender Wertschätzung für die guten Teile daran, für die Menschen, die sich, aus welchen inneren Motiven heraus auch immer, dafür einsetzen, dass da und dort eine echte Verbesserung eintritt, eine Linderung von Not geschieht, eine kurzfristige Lösung getroffen wird.

Und sorgen Sie unter allen Umständen dafür, dass Ihnen Ihre Klarsicht niemals länger als einen Tag abhanden kommt!

Pragmatisch ist der politische Alltag…
er kann aber nur gut wirken, wenn er im lebendigen und konsequenten Einklang mit einer weitsichtigen und klar lebensfördernden Orientierung gelebt wird.

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