Forum Geld/Sex – Abgesang/Lobgesang

von 2b am 4. November 2006

Na, endlich komme ich dazu!
Ich fürchtete schon, da würde sich endlos etwas dazwischenschieben. Die Welt ist auch gar zu spannend.

Hier also der versprochene elegante Themawechsel,provoziert von Spezi Tim B. aus Heidelberg (siehe auch(und).

Frage:
He, wenn du’s mit dem Geld so drauf hast, hast du’s bestimmt auch mit dem Sex drauf. Das gehört doch immer irgendwie zusammen. Also, was hast du da zu bieten?

Antwort 1:
Glubsch…!
(abgetaucht – geht’s noch?)

Antwort 2 (nach reiflicher Überlegung):
Hallo Tim! Schön wieder von Ihnen zu hören. Sie sind mir schon richtig an’s Herz gewachsen. Daher schalte auch ich um auf ‚du‘.

Ich tu’s, Tim. Nicht wegen, sondern trotz deiner frechen Schnauze. He, da wäre doch der Sonntag richtig für gewesen! Bin ja gespannt, was der Pfarrer dann predigt. Ob er die Kurve kriegt.
Zu spät! Schon begonnen. Aber vielleicht kommt mir noch etwas in den Sinn, für Sonntag. Wie wär’s mit Sex und Angst?
Also: „Ok, ok…,“ (wie üblich, der unsterbliche Joe) ich tu’s, weil ich selbst so viel Freude am (Thema) Sex habe. Habe ja schon gegen 300 Seiten darüber geschrieben – das meiste noch im Manuskript (wörtlich gemeint). Wo fang ich denn an…?

Ich ergreife mal irgendeinen Ast.
ZB den:

SEX UND GENE

Männer und Frauen gleichen sich an. Männer sind weniger männlich, haben also weniger männliche Hormone, schütten weniger aus. Frauen sind weniger weiblich, haben also weniger weibliche Hormone. Die Zeugungsfähigkeit nimmt logischerweise rapide ab. Demnächst werden wir hier unfruchtbar. Das wollten wir doch. Wollten wir das?

Geburtenkontrolle; dafür die reine Freude am Sex. So war’s gemeint. War es?
Nun nimmt aber die sexuelle Aktivität auch ab. Ebenfalls rapide. Wollten wir das so?
Ok, praktisch: Eh keine Zeit für Sex. Nur Zeit für das, was Geld bringt; plus für das Vergessen…, sich Zudrönen.

Seit längerer Zeit leben Menschen die Zweierbeziehung – wenigstens jene, die bereits im 21. Jahrhundert angekommen sind, von der Antike Abschied genommen haben.
Es gibt aber kein Gen, das die Zweierbeziehung schützt. Die Zweierbeziehung ist eine reine Kulturleistung. Ist sie deshalb sinnvoll?
Nun ja, mittlerweile ist die ‚Aufzucht‘ des Nachwuchses doch eine ziemlich anspruchsvolle Sache geworden. Und dauert…
Kinder wüssten aber auch in Beziehungskollektiven, wer ihre Eltern sind. Wenn die andern Tiere das können, können wir Menschen das auch. Also kein von Systemikern angedrohter systemischer Salat. Nur die Lüge verwirrt. Und kaputte, zerbrochene Beziehungen. Und Menschen, die sich als unfähig erweisen für funktionierende Beziehungen. Ihre Zahl nimmt ebenfalls drastisch zu.
Also bleibt die offene Frage: Was erledigt die anspruchsvolle Aufgabe akkurater (ach, die Österreicher – ich liebe sie!) – die Zweierbeziehung oder die kollektive Verantwortung, ohne Anstrengung zur Treue?

Ich alter Sack votiere natürlich für die Zweierbeziehung. Weil das damals meine Wahl war (damals war das für eine kurze Weile überhaupt nicht zwingend). Und weil unsere zwei Söhne so tolle Exemplare sind.
Aber, was wäre geworden, wenn andere meine Defizite kompensiert hätten? Und ich die ihren bei deren Kindern?
Ich weiss es nicht.

Bedeutend dringender, als diese Frage zu beantworten, scheint es mir ohnehin, endlich für die jetzige Situation etwas Wirksames zu tun (s.u.).

Jedenfalls mischt unsere abgrundtiefe Entwertung der Sexualität mE überall mit, wo die Wissenschaft glaubt, Fakten für dies und das gefunden zu haben. Das ist wirklich grauenhaft. Ich weiss, was ich sage. Ich habe schon mit Tausenden von Menschen gearbeitet. Und stets war ich, zumindest nebenbei mit dieser abgrundtiefen Entwertung der Sexualität konfrontiert. Die zudem schon in den frühesten Phasen des Lebens implantiert wird. Glauben Sie mir, dort kenne ich mich aus. Aber fragen Sie mich nicht, wie das geschieht. Ich bin übrigens sicher: Der Hauptgrund dafür, dass ich in der Arbeit mir schwer missbrauchten Frauen einige ziemlich interessante Erfolge hatte, war, dass ich sowohl beim Blick auf die Tat, als auch hinsichtlich der Wirkung beim Opfer stets die entwertete Sexualität mit in Betracht zog. Ich kann nur sagen, es ist grauenhaft mit uns und der Sexualität. Ich habe noch niemanden – ich wiederhole: niemanden! – kennengelernt, der oder die ganz frei war von der Entwertung der Sexualität. Das ist ja vielleicht ein Totalerfolg der Gesellschaftsideologen; die Krone gebührt natürlich den Religionen.
Ja, liebe BesucherInnen meiner Website. Vorgestern habe ich von Alptraum gesprochen. Aber jenes sind Träumli:
DAS NENNE ICH EINEN ALPTRAUM!

Etwas Wirksames tun?
Ich votiere dafür, dass…

  1. die Sexualität endlich ins rechte Licht gerückt wird
  2. die entsprechenden Geschlechtshormone dank wieder klarer Geschlechtsidentität (GanzMann und GanzFrau) und Viertelung des Dauerstresses wieder massenhaft ausgeschüttet werden
  3. es wieder jede Menge Sex gibt – und nebenbei auch (nicht rituelle: echte!) Zärtlichkeit. Und Nachwuchs problemlos.
  4. und die meisten – latent stets erotisiert – spüren, wie schwierig es ist, treu zu sein, so ganz ohne Schutz durch die Gene.

Wir müssen nämlich davon ausgehen, dass Menschen, denen Treulosigkeit nie einfällt, entweder menschlich sehr souverän sind und integer (zählen Sie sich vorsichtshalber besser nicht dazu, Sie haben so bessere Chancen! Siehe meine Herausforderung von vorgestern!) oder dass einfach in Sachen sexuell brachialer Energie wenig läuft. Die tägliche Entwertung von Sex mittlerweile das meiste weggefressen hat.

Wenn die Untreue nämlich ständig latent droht – weil wir stets könnten und oft wollten und bloss bewusste Entscheidungen uns davon abhalten – so muss die Sexualität mit unserem Lebenspartner schon Klasse sein, dass es uns nicht nach aussen zieht. Und die Bindung muss täglich gepflegt werden. Der Beziehungsleim stets stark und flexibel sein. Und das finde ich doch super!
Es funktioniert nur mit der Treue und voll entfalteter Sexualität, wenn unser Lebenspartner auch nach 30 Jahren noch das beste Objekt der Begierde – und Liebe – ist! Diesbezüglich ändern sich im Lauf der Zeit nur Kleinigkeiten, die Empfindung bleibt sich ähnlich.

Das ist das Plädoyer für

  1. Neubewertung der Sexualität bei jedem Individuum; und zwar ganz tief, nahe beim Ursprung (sonst bleiben mit Garantie Illusionen)
  2. volle Entfaltung der Sexualität, mit allen Risiken
  3. radikale Pflege der Paarbeziehung in jeder Hinsicht, um sie als ‚the best to have‘ zu erhalten

Das gilt alles(!) auch, falls die oben gestellte kulturelle Frage dereinst anders beantwortet werden sollte.

Schönen Sonntag noch! Grüsse Gott von mir. Meine verheissungsvollen Vorschläge gelingen ja nur, wenn der ein wahrer Sexmaniak ist. Ist er das?

1 Kommentar »

  1. Also, ich hab’s doch gewusst. Wie immer: gegen jeden Strich. Keine Schublade für dich, Alter. Allerdings etwas viel auf einmal für mein maltraitiertes Hirn. Aber ich werd’s schon noch verstehen.

    Tim am 4. November 2006 um 22:22 Uhr

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