Das Unwertvirus (UV21) – Strophe 2

von 2b am 19. September 2006

(Verschiedene Versuche für Strophe 1 finden Sie ab rückwärts).

I Want You

Hier aber folgt: WELCH FRÖHLICHE ZEIT!

Wir sind alle vom selben Virus verseucht und wir Glücklichen wissen das nicht.

Wetten, dass jeder und jede – ausser jene, die gar nichts von sich wissen – sein oder ihr Örtchen kennt, wo er oder sie ganz genau weiss, dass sie sich nicht mag; dass er sich in irgendeiner Form komplett unwert fühlt: fehl am Platz, unwillkommen, ungenügend, falsches Geschlecht, besser wäre nicht da, zähle nicht, unfähig, hässlich, zu wenig dies zu wenig das, … Wetten?

Und wer sich unwert fühlt, fühlt sich logischerweise als Verlierer (den Frauen muss ich das nicht sagen, denen haben wir Männer das schon längst und gründlich eingebleut).

Aber es gibt doch so viele Gewinner! Und noch viel mehr bieten all ihre Kräfte auf, um doch noch ein solcher zu werden. Ganze Industrien leben von diesem – nun ja: zwecklosen – Bemühen (Die Versprechungen sind aber auch gar zu verlockend und entsprechend die Margen!). Sie haben Namen, diese ZwecklosHoffnungsIndustrien: Die ganze Beratungsindustrie. Die Schönheitsindustrie, mit ihrem in jüngster Zeit überaus erfolgreichen medizinischen Ableger, die Werbeindustrie, die Unterhaltungsindustrie, die Sportindustrie und nicht zu vergessen alle Ideologiefabriken (‚wenn du’s nicht in diesem Leben schaffst, dann halt im nächsten‘ – sauber gekontert! ‚Leben‘ ist wahlweise durch System/Regierung/Partei/Ehemann usw zu ersetzen!).
(Ja, ich darf das! Ich darf diesen Rundschlag machen. Schliesslich behaupte ich, dass wir alle Betroffene sind, meine Wenigkeit höchst eingeschlossen).

Ok, vielleicht sind wir alle auf dem Hochparterre unseres Seins Verlierer. Aber es gibt doch grosse Unterschiede.
Ja, es gibt 1. Unterschiede – und zwar, zum Glück (für die die besser dran sind!) riesige. Und 2. wirken sich die individuellen Verliereszenarien ganz verschieden aus.

  • die eine kränkelt und bleibt zeitlebens von Helfern abhängig
  • der andere erfüllt peinlichst alle Regeln und keiner belohnt ihn dafür
  • die eine rebelliert und fällt andauernd auf die Nase
  • der andere wird reich und leer
  • die eine wird Weltmeisterin und hat bei all dem Training verpasst, rechtzeitig zu lernen, wie richtig leben ginge
  • der andere bemüht sich zeitlebens und letztlich gelingt ihm nichts wirklich
  • die eine bildet sich wacker aus und singt dann doch bloss im Chor
  • der andere ist ein Superstar und nichts geht ohne Kokain und Schlafmittel
  • die eine operiert sich fleissig schön, bis sie schliesslich wirklich unansehnlich ist und verachtet sich ungerührt weiter
  • der andere trainiert und verzichtet oder pumpt sich auf und findet sich trotzdem hässlich.

Die Frage ist also nicht, ob Sie ein Verlierer sind oder eine Gewinnerin.

(Auch nicht, welche Mindkonzepte Sie anwenden könnten, um erfolgreich die Seite zu wechseln (Simplify your Fish and work with it?). Auch nicht die, ob für Sie noch Hoffnung besteht).

Die Frage ist bloss, was Sie als bereits VerliererIn antreibt.

Und dann, ja dann finden wir uns alle im selben Raum, auf derselben Plattform, und können gemeinsam beratschlagen, was hilft.

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