Utopie und Wirklichkeit – wie Hund und Katze?

von 2b am 4. September 2006

Heute ist Montag.
Was ist? Beginne ich jetzt die Wochentage zu zählen? Wir wollen’s nicht übertreiben.
Der folgende Beitrag ist etwas überfällig. Zu voll das Programm. Aber die Erinnerung an den mitteleuropäischen August dürfte noch wach sein. Sonst weck ich sie hiermit wieder.

Eine Reise um die Welt und wieder zurück… in die Traufe des mitteleuropäischen Augusts 06.

Wer würde das nicht auch so sehen?
Ist eine Darstellung, wie zB jene über Lösungsprozesse im Beitrag ‚Dialog in politischen Konflikten‘ erst einmal als Utopie gebrandmarkt – und ich war ja so dumm, das gleich selbst zu tun! -, ist sie sofort auf magische Weise von der Wirklichkeit abgetrennt. „Eine Utopie? Wäre schön; ist aber nicht machbar.“

Ich möchte nun aber gerade an besagtem Beispiel schlüssig aufzeigen, dass selbst so extreme Utopien recht einfach in die Wirklichkeit einbrechen und diese verändern können. Also zeigen, wie der Hund die Katze frisst. Oder die Katze den Hund? Ach, herrjeh!

Ich habe konsequentes dialogisches Verhalten als Lösungsmittel für politische Krisen vorgeschlagen.

Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit relativ gering, dass die Administration Bush jemanden beauftragen würde, in dialogischer Weise Einfluss auf einen Konflikt oder eine Krise zu nehmen. Doch, wie wäre das mit seinem Vorgänger gewesen? Oder wie wird das mit der – hoffentlich richtigen – Nachfolgerin sein? Um eine entsprechende Fachperson in Mission zu schicken muss man selbst nicht dialogisch regieren, ja nicht einmal persönlich fähig sein zum Dialog (wie ich bereits beschrieben habe, ist das ja ein relativ anspruchsvolles Ding!). Eine aufgeschlossene Haltung, die Offenheit für den Vorschlag eines Untergebenen, der seinerseits einer entsprechenden Fachperson vertraut, reichen, um eine solche Aktion auszulösen. So etwas wäre wohl auch beim frühen Tony Blair möglich gewesen. Oder heute bei Frau Calmy-Rey – unserer von der SVP gegeisselten Aussenministerin -, wenn auch, gemäss der politischen Bedeutung der Schweiz, nur in einem relativ unwichtigen Konflikt. So wie es scheint, hat Mandela selbst manche Krise dialogisch gelöst. Sicheres Indiz dafür ist gerade der damals verschiedentlich erhobene Vorwurf, ihm fehle ein ‚klares Programm‘. Als ob ein ‚klares Programm‘ irgendwann irgendwo auf der Welt mehr befriedet hätte, als männlich-zwanghafte Ordnungs- und Lösungsträume! Dahinter steht doch bloss die Aussage: „Wenn ich ein klares Programm präsentiere, glauben die Leute erstens, ich hätte wirklich eine Lösung. Zweitens bin ich damit meine Verantwortung los; denn an meiner Kompetenz kann es nicht liegen, wenn das Vorhaben scheitert.“ Dialog benötigt kein Programm und somit weder Bluff noch Illusionen über die eigenen Fähigkeiten. Dialog benötigt 3 Dinge: Die Fähigkeit zum Kontakt nach innen wie aussen, Befreiung von jedem Vorbehalt, sowie die wichtigsten Informationen zur Sache.

Also schlage ich vor: Befreien wir uns von der Vorstellung, eine Utopie setze völlig andere Verhältnisse und ein anderes Bewusstsein voraus; das heisst, deren Verwirklichung liege folgerichtig, wenn überhaupt irgendwo, dann in ferner Zukunft!
Ein günstiger Umstand, eine risikofreudige Person mit Einfluss, eine träfe Koinzidenz – und schon läuft der Hase. Die Utopie wird Wirklichkeit.

Die Ohnmacht ist weniger umfassend, als manche guten Menschen glauben.

Keine Kommentare »

Noch keine Kommentare.

Hinterlasse einen Kommentar