Der Islam als Spiegel für uns?

von 2b am 29. Juni 2006

Endlich: Bevor ich das Thema Geld mit einem ersten Versuch angehe, also doch noch die Einlösung eines alten Versprechens (alt? Ich habe nachgeschaut: gerade mal 8 Tage… ich glaube, ich bin zu streng mit mir).
Hier also der Beitrag:

Zum Islam und dessen geografisch-politischen Betten will ich wenig sagen. Ich habe zwar mal Geschichte studiert. Aber mit dem Ausdruck Historiker will ich mich nun wirklich nicht schmücken. Was soll ich also zu einer Welt sagen, wie sie bei uns vor ca. 400 Jahren zu Ende gegangen ist?
Können Sie sich noch an die Zeit erinnern, als bei uns das Abfallen vom Glauben mit dem Tod bestraft wurde? Als Gottheiten die Fahne der Krieger schmückten? Sie auch nicht? Ok, aber an die Zeit, als man aus demselben Grund auf dem Dorf und im Quartier gemieden wurde, schon noch?! Also zumindest eine Ahnung von déjà -vu besteht bei einigen schon.
Das erleichtert es, trotz der gleichsam epochalen Ferne aus der Beobachtung dieser Kulturen zu lernen. Wir können dort nämlich etwas Hochinteressantes erkennen. Etwas, das sich dort gleichsam offen austobt, während es bei uns zwar genauso vorhanden, mittlerweile aber gut kaschiert ist.

Vor einiger Zeit habe ich die These aufgestellt, dass die Nesseln, in die wir Menschen uns selbst gesetzt haben, zu den ersten Pflanzen gehörten, die unsere männlichen Artgenossen mit dem Übergang zur Sesshaftigkeit kultiviert haben. Knapp zusammengefasst führte die mit der Sesshaftigkeit rasch zunehmenden Potenz der Frauen, die Geschicke der Gattung, mit Ausnahme der Zeugung und einiger martialischer Dienste, allein zu leiten, zu einem doppelten Wandel der Geschlechterverhältnisse. Den Bedeutungsverlust der männlichen Artgenossen beantworteten diese mit der aktiven und konsequenten Unterjochung des weiblichen Geschlechts. Was aber – beklagt sei es oder nicht – trotz aller männlichen Bemühungen bestehen blieb, war die tägliche Erfahrung der stetig zunehmenden faktischen Bedeutungslosigkeit der urmännlichen Qualitäten. Dieser nagende Umstand führte zur Entwicklung eines radikalen Tabus. Niemand durfte die Wahrheit aussprechen. Und allerhand „wichtige“ Rituale, wie zB Krieg, wurden entwickelt und mit Bedeutung ausgestattet, um jene, für die männliche Hälfte der Menschheit in gewissem Ausmass durchaus bedrohlich wirkende Tatsache zu verschleiern. Das Tabu ist radikal, weil dessen Missachtung harte Konsequenzen nach sich zieht. Und das damals wie heute – hüben wie drüben. Wird das Tabu gebrochen und die durch zahllose Massnahmen nach wie vor uneingeschränkt scheinende Macht der Männer in Frage gestellt, greifen diese auf der ganzen Welt auch heute ohne zu zögern auf ihr im Sinn des Wortes stärkstes Argument zurück und setzen dieses ruchlos ein: ihre physische Überlegenheit gegenüber Frauen. Das bekommen aufmüpfige Muslima besonders nackt und ungeschönt zu spüren. Ihr Leben ist dann keinen Pfifferling mehr wert. – Zu recht loben wir die gemässigten Muslime, wenn es um Terrorismus geht. Aber wie gemässigt sind sie, wenn es um die Frauen geht? Nein, nicht in Kleiderfragen: darunter!

Was können wir also von den muslimischen Völkern lernen?
Wir können dreierlei leicht erkennen:

1. Das umfassende – leider vollkommen unbewusste – Erleben des eigenen Unwerts der muslimischen Männer (und sie tun jeden Tag unglaublich viel, um sich genau das von aller Welt bestätigen zu lassen). Ein Umstand, der durch ihren Umgang mit Frauen laufend tradiert wird.
2. Eine Riesenangst vor Veränderungen, die sie vollkommen erstarren lässt. Sei es im absolut kindlichen Umgang mit ihren Gesetzen, sei es im brutalen Umgang mit Kritik.
3. Und das Verharren in einem vollkommen kindlich-mystischen (bei Erwachsenen oft wahnhaften) Weltbild in schon absurd anmutend ignoranter Verkennung der Realität.

Aber was geht das uns an?
Das eher Unangenehme ist: Diese Dinge gibt es alle auch bei uns. Auch hier sind sie vollkommen verbreitet. Sie finden Eingang in zahllose Wohnungen und Häuser. Aber hier sind sie überdeckt von all den angenehmen aufgeklärten und liberalen Errungenschaften, die wir uns in den paar hundert Jahren seit jener ähnlich dunklen und so peinlich offensichtlichen absurden Phase in unserer eigenen Geschichte (Beispiel Hexenverbrennungen) gegönnt haben. Und diese Errungenschaften machen es besser, viel besser. Wer möchte zurück? Eine einzige Frau? Ok, ein paar absonderliche Männer vielleicht.
Das heisst, es ist klug, wenn wir trotz unserer schönen Fortschritte sensibel bleiben für das, was sich wie ein Parasit unter unserer Oberfläche verborgen hat, bereit, bei jeder Gelegenheit aktiv zu werden. Da diese Gelegenheiten bei uns mittlerweile verboten sind, müssen sie sich entweder als Massenphänomen hinter Hausfassaden und Wohnungstüren verbergen oder als krankhaft bzw verbrecherisch stigmatisiert – und folglich ausgegrenzt, man kann auch sagen vehement verdrängt – ihr Dasein fristen.

So ist ein Erhellendes an der Globalisierung, dass die islamischen männlichen Zeitgenossen so frei sind, uns ihre Unwertempfindung bzw die entsprechende panische Reaktion auf jeden Bruch des oben beschriebenen Tabus in ungeschminkter Offenheit vorzuführen. Sie dienen uns als Spiegel für unser eigenes Sein, das in der Tiefe – ist leider festzustellen – ganz ähnlich, wenn nicht gleich strukturiert ist.

Daher votiere ich persönlich, anstelle der vielen bisherigen Revolutionen von oben – beginnend in hiesigen Regionen mit der Aufklärung – zur Abwechslung mal für eine Revolution von unten. Im anderen Sinn natürlich, wie das Marx verstanden hatte. Nämlich statt vom Kopf, von der Idee, vom Mentalen ausgehend: von unseren Wurzeln, vom Bauch, von unseren tiefen Haltungen her. Und: wenn zu recht die Unterscheidung gefordert wird, zwischen radikalen und gemässigten Muslimen, so muss die Wahrnehmung fairerweise auch in deren Häuser reichen. Dorthin, wo – gegenüber den Frauen vor allem – die Unterschiede zwischen den Lagern wohl weit geringer sind. Da Allah und Mohammed eben für die allermeisten Muslime weiterhin als absolutistische Herrscher installiert sind, als deren gehorsame Kinder sie sich verstehen.

Zusammengefasst demonstrieren uns heute die Anhänger des Islam ungeschminkt die alte männliche Angst vor den Frauen und deren Tüchtigkeit. Und wie diese Angst in die weiterhin hochaktuelle Empfindung des eigenen Unwerts mündet. Welcher Umstand sich, da streng tabuisiert, wie ein Virus in rund 12.000 Jahren ungehindert auf mittlerweile wohl praktisch alle Menschen ausbreiten konnte – Männer wie Frauen. Mit fatalen Folgen für uns alle. Aber doch deutlich härter für eine Hälfte der Menschheit: die Frauen.

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