Das Projekt zweite Lebensschule macht abhängig. Macht es?

von 2b am 23. Mai 2006

Ein Projekt zweite Lebensschule ist das Ergebnis einer persönlichen Entscheidung. Sie können sich jederzeit für ein Projekt zweite Lebensschule entscheiden (und jederzeit wieder dagegen – nichts und niemand kann Sie daran hindern!). Sie können sich Zum Beispiel jetzt dafür entscheiden.

Gratuliere! Nun folgen ein paar Informationen, die für das Scheitern oder Gelingen essentiell sind:
Ihre Entscheidung hat nichts zu tun mit irgendwelchen Anbietern von Hilfe bzw Unterstützung. Ich empfehle, dass Sie sich schon von Beginn weg daran orientieren, dass Sie dieses Projekt vollständig unabhängig machen wird – machen muss! Treffen Sie Ihre weiteren Entscheidungen also sorgfältig. Wägen Sie ab, inwiefern ein möglicher Ort der Unterstützung, ein Buch, ein Verfahren Ihr natürliches Streben nach Unabhängigkeit – ich erinnere daran, dass das nichts anderes heisst, als ganz erwachsen zu sein – fördert. Allerdings, wenn Sie jetzt schon so tun, als ob Sie ganz unabhängig seien und das allein durchziehen wollen, dann bauen Sie mit 99,9 %iger Sicherheitauf eine Illusion. Und Illusionen sind wie nichts dazu geeignet, Scheitern zu verursachen. Sie werden also noch eine Weile damit leben müssen, wie Ihre Nachbarn, Ihre Freunde, Verwandten und KollegInnen – wie wir alle! – in verschiedenster Weise, meist unbewusst, aber letztlich vollkommen freiwillig und unnötig abhängig zu sein. Jede latente Angst macht Sie abhängig; jede latente Wut; jede ungelöste Beziehungssituation; jeder Vorwurf, jede Entwertung; alles Aufgeschobene; jede emotionale Verschlossenheit; jeder Mythos, dem Sie folgen (es gibt unzählige!); sogar jede chronische Spannung in Ihrem Körper. Das waren jetzt erst ein paar der eher unbekannten Formen von Abhängigkeit, die unser Leben unnötig, aber meist drastisch einschränken. Das ist beileibe eine schlechte Nachricht. Aber, wer nur gute hat, lügt. Übrigens machen Bedürfnisse beileibe nicht so abhängig, wie wir landläufig annehmen. Immer dann, wenn Sie eine Wahl haben, sind Sie de facto unabhängig. Ich empfehle, üben Sie Ihre Aufmerksamkeit für Wahlmöglichkeiten, besonders in Situationen, in denen Sie bislang davon ausgingen, dass Sie keine Wahl haben. Das wird Sie befreien und stärken.

Bleiben Sie also unbedingt auf dem Regiestuhl sitzen! Ihr Projekt zweite Lebensschule ist allein Ihr Projekt (das gilt auch gegenüber Ihrem Lebenspartner: Sie haben ihm keinesfalls dreinzureden, was seine Lebensgestaltung angeht). Sie allein bestimmen, wann Ihr Projekt zweite Lebensschule beginnt und wann es aufhört bzw ob es je aufhört. Und selbst dann, wenn Sie sich auf diesem Weg zwangsläufig ab und zu für eine Weile Menschen anvertrauen, die in einem gewünschten Bereich mehr können als Sie, behalten Sie unbedingt die Regie! Denn weder wird, noch kann irgendjemand Verantwortung für Ihr Leben übernehmen. Wer das vorgibt, betrügt Sie. Das ist eine weitere schlechte Nachricht: Nichts und niemand kann Sie vor dem Scheitern bewahren. Und die Chance, dass Sie scheitern, ist – schlechte Nachricht Nr. 3 – relativ gross, beachtlich gross. – Es gibt aber auch gute Nachrichten: 1. Sie sind keineswegs allein. 2. Es gibt eine Menge Kompetenzen auf dieser Welt, die Ihnen nützen können. Und 3. Auch für Sie gibt es wahrscheinlich, vielleicht, hoffentlich… eine gute Perspektive.

Wenn Sie die Regie behalten, entdecken Sie relativ rasch, dass Ihr Projekt zweite Lebensschule täglich 24h und wöchentlich sieben Tage dauert. das heisst, Sie haben viel Zeit und zahllose Gelegenheiten für wertvolles und nachhaltiges Lernen. Das ist viel viel besser, als wenn Sie das Gelingen an jemand anderen oder an eine Institution delegieren (die Sie zB anlässlich von Kursen oder regelmässig wöchentlich für eine gewisse Anzahl Stunden besuchen).

Erst jetzt sind Sie nach meiner Erfahrung in der Verfassung, wo Hilfe Dritter Ihnen wirklich dienen kann! Ich kann das gar nicht genug betonen. Tausende von Klienten – und später Lernenden –, die ich im Laufe meiner bisherigen Arbeit begleiten durfte, haben mich das gelehrt. Und das sind beileibe auch nicht bloss gute Nachrichten.

Wenn Sie all das irgendwann verinnerlicht haben – oder wenn Sie es schon vorher wussten – dann sind Sie vermutlich gut vorbereitet auf Ihr Projekt zweite Lebensschule, und ich kann Ihnen nur noch gutes Gelingen wünschen.

Zusammenfassung:
1. Das Projekt zweite Lebensschule ist Ihr ganz persönliches Projekt.
2. Bewahren Sie unter allen Umständen und jederzeit die Regie über Ihr Projekt.
3. Es gibt jede Menge formeller und informeller Hilfe und Unterstützung für Ihr Projekt, von kostenlos bis sehr teuer.
4. Aber kosten wird Sie das auf jeden Fall eine Menge, in vieler Hinsicht. Wo immer Sie sparen: Das wäre bloss sparen an Ihrem eigenen, einzigartigen Leben und somit ein Scheiterungsprojekt – letztlich eine schlechte Investition.
5. Alle wirklich wichtigen Entscheidungen – besonders jene über Ihre Investitionen und noch mehr jene über Gelingen oder Scheitern – treffen letztlich allein Sie.
6. Wenn Sie also nichts und niemand, ausser Ihnen selbst, weder zum Gelingen führen, noch vor dem Scheitern bewahren kann, halte ich es für klug, wenn Sie von Beginn weg die alleinige Verantwortung für Ihr fantastisches und wagemutiges Projekt übernehmen und diese bis zum Schluss behalten.

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