Persönlicher Nachtrag zum Referat „Krebs“

von 2b am 8. März 2006

Habe Geduld! Du hast es mit dir zu tun.

Im Anschluss an die Publikation meines Referates über Krebs veröffentliche ich hier einige persönliche Bemerkungen zum Thema.

Relativ früh in meiner Karriere als Psychotherapeut, Ende der 70-er Jahre des letzten Jahrhunderts, war es wohl eher der Zufall, der mir die ersten Menschen, die an Krebs erkrankt waren, als Klienten zuspielte. Und als ich dann einigermassen Erfolg hatte mit meiner Art, wie ich die Sache anpackte – wobei man ja nie so genau weiss, was die Heilung schliesslich bewirkte, so sie denn eintritt – gab es bald eine Häufung solcher Klienten in meiner Praxis.
Nach einigen Jahren habe ich mich aber von dieser Arbeit zurückgezogen. Der Grund war folgender: Immer mehr Klienten kamen zu mir, weil sie Krebs hatten und sich von mir die Heilung erhofften. Natürlich begrüsse ich eine Heilung aufs Wärmste, bedeutet das doch Leben statt Tod. Aber ich spürte ein zunehmendes Unbehagen. Ich sagte damals: „Ich will keine Anhänger.“
Mit der Zeit konnte ich dann mehr sagen: „Gut du bist nun, soweit man feststellen kann, geheilt. Aber gelernt hast du dabei wenig. Keine deiner übrigen blockierten Ressourcen wurde befreit. Keines deiner Mindkonzepte (s.u.) wurde nachhaltig aufgelöst. Du wurdest nicht unabhängiger, also auch nicht erwachsener.“ So zeichnete sich damals bereits ab, was schliesslich zum Kern meiner Lebensaufgabe wurde. Das nämlich was im Root-Mind-Forming den Unterschied macht: tief greifende und absolut nachhaltige (das heisst lebenslang wirkende) Lösungen in allen Lebensbereichen (ICH-/WIR- und IHR-Bereich); die Befreiung der ursprünglichen, uns innewohnenden Lebenskraft aus der Klammer des U-Virus (wovon Krebs nach meiner durchgängigen Erfahrung ein Ausdruck ist). Und diese Arbeit beginnt mit einem kleinen Wunder: frei zu werden vom inneren Zwang, mit unserer ’schlechten Version‘ unser Leben zu stören, oder gar zu zerstören. Die schlechte Version von uns ist dann vorerst zwar noch immer da, aber sie hört auf, ins Handeln zu drängen. – Zu diesem Rootwork gehört auch bewusstes Lernen: Mindwork, das man klugerweise gleichzeitig anfängt. Mir scheint, da gibt es eine ganze Menge nachzulernen.

Selbstverständlich weiss ich, dass vielen Menschen ihr Leben nicht so viel wert ist, dass sie selbst alles dafür tun würden, um es – nicht bloss zu erhalten: nein, zu voller und angemessener Blüte zu entwickeln (mit 3-facher Betonung aufs selbst!). Was dagegen steht, hat mit fataler und blinder Treue zu jenen zu tun, die uns das, was wir mit unserem Leben machen, gelehrt haben. Ein Ausdruck davon sind lebensfeindliche innere Haltungen – ich nenne sie zusammengefasst Mindkonzepte (MC) -, mit deren Hilfe wir unser Leben systematisch eindämmen und uns wie andern schaden (um beim Stichwort ’schaden‘ die selbstgerechten Zeigefinger auf die Bösen zu vermeiden: Biederkeit zum Beispiel verdeckt eines der lebensfeindlichsten Mindkonzepte überhaupt; ähnlich ist es mit ‚brav und angepasst‘, was ja oft dasselbe ist wie Biederkeit). Eines dieser lebensfeindlichen MCs, das sich sehr häufig bei Krebskranken findet, ist das Schuld-MC. Dieses pendelt zwischen „ich-bin-an-allem-schuld“ und „die-bösen-andern-wollen-mir-die-Schuld-zuschieben“. Nach einer eventuellen Heilung steht dieses MC dann vorerst etwas ratlos, aber weiterhin wehrhaft da. Es wartet bloss auf die nächste Gelegenheit. Frisst es nicht mehr das Leben, so frisst es definitiv die Lebenslust, alles Glück und auch die Kraft.

Wie man sich leicht vorstellen kann, ist dieses ganze, im Wesentlichen eigenständige, Vorhaben, das ich Projekt zweite Lebensschule nenne, nicht in einer Nacht zu schaffen. Sondern es bringt unter anderem eher unangenehme Dinge mit sich, wie eine Menge und tägliche Arbeit, verdammt viel Eigenverantwortung, die Bereitschaft zur schonungslosen Selbstkritik, haufenweise Wagnisse – und den Anspruch auf Geduld.
Geduld? „Ja“, pflege ich zu sagen, «du brauchst viel Geduld, denn du hast es mit dir (und somit mit all deinen tatsächlichen Widerständen gegen das Leben) zu tun!»

PS1: Trotz meines damaligen Rückzuges begleitet mich die berufliche Begegnung mit krebskranken Menschen natürlich bis heute. Aber sie müssen sich darauf einstellen, dass ich etwas anderes anstrebe, als ’nur‘ ihre Heilung. Am besten gelingt es, wenn sie ihren Krebs medizinisch begleiten lassen und daher sich am Root-Mind Center auf anderes konzentrieren können.
PS2: Das Referat über Krebs kann bestellt werden (CHF 18/Eur 12).

1 Kommentar »

  1. […] einem Nachtrag dazu erzähle ich unter anderem von der Geschichte meiner Arbeit mit […]

    2bd Blog | Bernhard Brändli-Dietwyler » Der Krebs hat Hunger - und Sie? am 27. Oktober 2008 um 16:16 Uhr

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