Die Linke weiss nicht, was die Rechte tut

von 2b am 31. März 2012

Dieser Artikel ging etwas unter, bei all den Kurzbeiträgen zu Aktualitäten zu jenem Zeitpunkt. Er ist mir aber ein wichtiges Anliegen. Und ich finde ihn auch gelungen, wertvoll und fruchtbar platziert in der politischen Landschaft der Gegenwart.
Hier also nochmals:

Die Linke weiss nicht, was die Rechte tut

Wenn wir politisch nach rechts wandern, erhalten wir Aufschluss über die persönliche Beziehung zum Leben der jeweils entsprechend politisch orientierten Menschen.

Täuschung nicht nur aussen, auch nach innen

Ich falle gleich mit der Tür ins Haus. Die Parolen der Rechten sind durchwegs von akuter Angst geprägt. Man lasse sich durch deren Aggressivität nicht täuschen. Ein hohes Mass an Aggressivität, über latente bis zur offenen Gewaltbereitschaft sind stets Ausdruck von grosser Angst. Eng verbunden mit tiefer innerer Unsicherheit. Wenig bis keinem Selbstvertrauen. Folgerichtig einem ausgeprägten Unwertempfinden.
Zur aggressiven, entwertenden Grundhaltung kommt es, wenn das aufrecht Erhalten des Images der Stärke als existentiell empfunden wird und entsprechend um buchstäblich jeden Preis verteidigt wird. Also vor allem bei Männern. Und dort am stärksten ausgeprägt bei Männern, die sich in Männercliquen aufhalten, wo sie glauben, sich stetig behaupten zu müssen.
Die latente – oder auch offene – Gewaltbereitschaft soll dieses Unwertempfinden vertuschen und kompensieren. Als das Schlimmste für die Rechte erscheint jegliches Zeichen, das ihre tatsächliche Schwäche entlarvt.

Wie der Inhalt der politischen Parolen dann deutlich macht, handelt es sich in erster Linie um Angst vor dem Leben. Insbesondere vor dem Risiko, dem Unwägbaren, die das Leben mit sich bringt.
Das bedeutet: wenig bis kein Vertrauen in die eigene Stärke. In die Fähigkeit, sich veränderten Bedingungen anzupassen und die entsprechenden Herausforderungen zu bewältigen.
Wobei hier Herausforderungen an die Persönlichkeit gemeint sind, nicht Mutproben!
Die Rechte verlangt entsprechend Sicherheit, Sicherheit, Sicherheit. Verbunden mit dem aufgehoben Sein in einer festgefügten Gemeinschaft, mit klaren, strengen Regeln und allmächtigen Autoritäten, die für die Sicherheit sorgen sollen.
Veränderung bedeutet existentielle Bedrohung, da jegliches Vertrauen fehlt, diese auf Basis des vollkommenen eigenen Unwerts erfolgreich zu prestieren.

Neben diktatorischen Führern dient da Gott als perfekte Ikone. Aufgrund der kolossalen Überhöhung können diese Überväter(!) nichts falsch machen. Das heisst, das Vertrauen leidet auch unter Umständen, die den Wünschen an sie krass widersprechenden, nicht. Der Realitätsbezug braucht nicht überprüft zu werden. Konsequenzen müssen keine gezogen werden.
Und vor allem: Die eigene Überzeugung behält unter allen nur denkbaren Umständen Recht. Das wichtigste Anliegen aller schwachen Persönlichkeiten.
Sinngemäss nennt man das «blindes Vertrauen». Das entspricht in etwa demjenigen eines Kleinkindes in seine Eltern.
Ausser, dass das Kind dazu lernt.

Wenn die Linke wüsste, wie’s der Rechten geht …

Aber, wie steht’s dann mit der Linken?
Wer sagt’s denn: Auch die Linke ist von Angst geprägt. Der Unterschied besteht im Wesentlichen darin, dass die Linke eben dieses Quantum mehr Rest-Wertschätzung ihrer selbst besitzt, um nicht um jeden Preis vom Image der Stärke abhängig zu sein. Das erlaubt ihr – zumindest theoretisch! – lebensfördernde Positionen einzunehmen und Wandel zu befürworten. Es erlaubt ihr auch, wenigstens in geringem Mass, ihre Angst zu spüren.
Im Unterschied zur Rechten erscheinen der Linken Gewalt, Lüge, Manipulation (= Populismus) und Betrug nicht als die einzigen Mittel, um Stärke vorzutäuschen.

Das führt andererseits dazu, dass die Linke die Konfrontation eher fürchtet, als die Rechte und daher – übrigens zu Recht – schwach wirkt (was leider davon ablenkt, dass die Persönlichkeit der Rechten in Wahrheit noch weit schwächer ist). Das Helfersyndrom ist nur eine der destruktiven Auswirkungen davon.

Die Formel lautet dementsprechend:

Je grösser das Unwertempfinden und mit ihm die Angst vor dem Leben, desto geringer die Toleranz gegenüber Unbekannten jeglicher Art.
Und desto grösser das Bedürfnis nach starren, Sicherheit und Konstanz versprechenden Regeln. Inklusive die Bereitschaft, diese mit allen Mitteln zu verteidigen.

Je grösser das echte Selbstwertempfinden (bitte keine Illusionen: Das Ende dieser Wanderung findet sich sehr, sehr selten!), desto grösser die Toleranz, die Friedfertigkeit, ohne Kompromisse einzugehen sowie die Bereitschaft, sich Unbekannten aller Art zu stellen.

Punkt.

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