Tapas: Eine Knacknuss fürs Leben – Die Auflösung

von 2b am 29. März 2011

Vor rund einem halben Jahr habe ich eine Knacknuss fürs Leben veröffentlicht, die mE dazu angetan ist, die alte Spannung zwischen Haben und Sein abzulösen. Jene grösste Herausforderung der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist ja längst zugunsten des Habens entschieden. Für das Sein bleibt keine Zeit.

«Knacknuss fürs Leben» sei durchaus doppelt verstanden:

  1. Eine Knacknuss, die dem Leben eine ebenso sichere wie klare – wenn auch enorm herausfordernde und entgegen dem Trend liegende – Orientierung gibt.
  2. Weiter eine Knacknuss, die uns das ganze Leben zu beschäftigen und herauszufordern vermag.

Für dich selber gilt also: Konzentriere dich darauf, wer du bist. Fördere dein Sein!
Die angemessene Förderung und Anwendung deines Könnens ergibt sich dann von selbst.
Letztlich profitierst du persönlich allein von der Qualität deines Seins. Dein Können mag dir Reichtum und Anerkennung bringen. Es vermag jedoch weder dich zu erfüllen, noch auf Dauer glücklich zu machen.

Andererseits gilt: Die (fernere) Welt um dich herum achtet – mit gewissem Recht – allein darauf, was du kannst. Wer dahinter steht und wies dem/der geht, interessiert in Wahrheit nicht. Entsprechend freigegeben ist die handelnde Person für Projektionen, insbesondere für Wunschfantasien – sprich Idealisierungen – bzw Vorbehalte – sprich Verteufelungen.
Mozart endete und Goethe lebte jahrzehntelang als schwerer Alkoholiker. Hochrangige Politiker klammern sich an die Macht, weil es das einzige ist, was sie ausmacht. Wirtschaftsführer veröden, indem sie ihre ganze Zeit dem Schaffen (Scheffeln) widmen.
Was soll’s? Ihre Werke sind da und sind zur Nutzung frei.

Allerdings mag narzisstische Selbstdarstellung für einen Sportler gerade noch angehen; von mir aus auch für Künstler. Jedoch da, wo es um Entscheidungen geht, die unser menschliches Los mitbestimmen, hat dieses Szenario keinen Platz; es richtet Schaden an. Der effektive Nutzen ist dabei jeweils das, was trotz den narzisstischen Bestrebungen übrig bleibt.
In Wahrheit ist die echte Förderung deines Seins eine enorme Herausforderung für deinen Narzissmus – ich erinnere daran, was Narzissmus bedeutet: Selbsthass! (Und was ist Hass? Was nicht geliebt werden kann/darf/will, wird gehasst; die demütigende/vernichtende Erfahrung wird verzweifelt gedreht in Pseudostärke).

Ein Motiv, so aktuell wie nie: Ein hoch entwickeltes Sein ist gut für dich; es ist jedoch auch die Grundlage deines Wirkens in der Welt. Stets – jedoch nie so wie heute und in der Zukunft! – beeinflusst das Sein auf Dauer die Qualität und Nachhaltigkeit – das heisst, den effektiven Nutzen – des Handelns. Grund für diese Verschiebung des Fokus ist, dass für unser langfristiges Weiterleben immer mehr die Qualität zählt, statt die schiere Quantität (zB von Nahrung und Wasser), die das nackte Überleben sichern sollte.

Der Schluss ist demnach:

Du schaust auf die Qualität deines Seins, obwohl die andern auf dein Können schauen!

Dieses Paradoxon auszuhalten ist

  1. Der Schlüssel für ein wirklich erfolgreiches persönliches Leben
  2. Der Schlüssel für zur Abwechslung mal umfassenden Erfolg unseres gesellschaftlichen Strebens

Hintergrund: Was ist so schwierig dabei?
Auf der Basis des exklusiv menschlichen, dort aber durchgehenden Unwertempfindens versucht die Mehrheit der Menschen, durch ihr Können zu brillieren und so den Eigenwert zu beweisen (leider ohne nachhaltige Erfolgschancen! Das heisst, du kannst noch so viel leisten, du wirst dich deshalb nicht besser mögen. Ganz leicht abzulesen an der Biografie der grossen Stars aus allen Sparten!).
Bei deinem endlosen Mühen spielt die Qualität des Seins logischerweise keine Rolle, denn dieses Sein erscheint einem selbst ja ziemlich oder auch ganz wertlos. (Eine scheinbare Ausnahme bilden jene, die aufgrund ihrer Ausgangslage als Kind glauben, gerade durch den Aufbau ihres Seins an Wert zu gewinnen. Auch dieses Bestreben basiert jedoch auf dem Versuch, durch Läuterung der Selbstverachtung zu entrinnen und bleibt daher letztlich ebenfalls ohne Erfolg. – Und: Eine weitere recht ansehnliche Gruppe versucht, durch demonstrierten Misserfolg oder durch destruktives Handeln, den spezifischen Grundbotschaften, die sie ins Leben mitgenommen haben, gerecht zu werden).

Durch diese Umkehrung der Paradoxie (durch das Können das Sein aufzuwerten) entsteht die typische Aufopferung, bzw Missachtung der vitalen Interessen des eigenen Lebens da, wo es weder notwendig, noch wirklich von Nutzen ist; was auf Dauer wiederum dem Können selbst – der Performance – schadet und somit dem persönlichen Nutzen für die Gemeinschaft.

Fazit: Auch wenn ich sage, dass es dein Sein ist, nicht dein Können, auf welches dein eigener Fokus gehört, so habe ich dabei in erster Linie das Gemeinwohl im Sinn.

Der Kontrapunkt als Nachtrag: Der ganz grosse Haken an der Sache ist: „Wie kann ich das schaffen, mein Sein zu fördern, wenn ich dieses Sein doch geringschätze?“ Die fehlende innere Erlaubnis, das eigene Sein zu fördern resultiert logisch aus eben diesem erwähnten UV21 und prägt unsere neuere Zeitgeschichte. Das ist für jedes Auge ganz offensichtlich, das auch nur einigermassen bereit ist hinzuschauen. So muss ich denn gestehen, dass die ganze schöne Erkenntnis erst dann Früchte trägt, wenn wir uns die innere Erlaubnis holen, als potente Gattung endlich umfassend (und nicht bloss materiell und nicht bloss partiell und nicht von regelmässigen, selbstinszenierten Krisen erschüttert!) erfolgreich zu sein. Schliesslich war es mein Anliegen, genau dafür mit dem Primären Lernen die Türe zu öffnen. Ohne wirds nicht funktionieren; dafür garantiere ich mit meinem Leben.

Insofern beschränkt sich mein im Titel geleistetes Versprechen, die Knacknuss aufzulösen, auf graue Theorie. Das richtige Handeln erst eröffnet die Strasse zum längst verdienten Erfolg.

1 Kommentar »

  1. Einen besonders tragischen Verlauf nimmt die Diskrepanz zwischen Sein und Können an unseren Schulen. Je lauter die innere und öffentliche Geringschätzung diesen Institutionen gegenüber, desto mehr wird dort geschuftet, geleistet, gehechelt. Nur um vermeintlich der schlechten Botschaft entgegenzuwirken. Das Sein ist dabei vor langer Zeit auf der Strecke geblieben.
    Was bleibt, sind verwirrte Schüler, welche einerseits fachlich perfekten Unterricht erhalten, gleichzeitig jedoch frustriert sind und sich eigentliche „nur“ nach Liebe, Anerkennung und klarer, starker Führung sehnen.

    Ursula am 4. April 2011 um 8:25 Uhr

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