Eine Bresche für «Feld, Wald und Wiese»

von 2b am 27. Februar 2010

Oh nein, ich persönlich verzichte gern darauf, an einer Hooliganschlägerei irgendwo draussen – eben: in Feld, Wald und Wiese – teilzunehmen. Dafür bin ich mit meinen 58 Jahren deutlich zu alt. Da passt eher «vor der Hütte sitzen und mit andern Stammesältesten mehr oder weniger Weises austauschen». Und als Jungmann fühlte ich mich eher zu Liebe, Zärtlichkeit (und Sex) hingezogen, wofür Flowerpower genau das richtige Ambiente bot. Die körperliche Herausforderung suchte ich eher in vergleichsweise harmlosen – wenigstens nicht unmittelbar schmerzhaften – Herausforderungen, wie dem Skifahren und Bergsteigen.

Doch will ich wahrhaftig nicht Massstab sein. Vielmehr ringen mir die offenbar lustvollen Rituale der «Bösen Buben» Respekt, wenn nicht gar Zustimmung ab.

In einer Welt, die bislang – (glücklicherweise?) erfolglos – versucht, Gewalt an sich zu verbannen, demonstrieren diese bewusst den Aussenseiterstatus kultivierenden (mehr oder weniger) jungen Männer aus verschiedenen Kulturkreisen eine urtierische Regung, die manches für sich hat. Denn diese gattungsinterne Aggression findet sich bei allen Tierarten – vor allem, wenn es um Revierkämpfe (die harte Variante) oder um die Eroberung einer weiblichen Gattungsgenossin (die in der Regel harmlosere Variante) geht.

Nun habe ich das Wort Kultur ganz bewusst häufig verwendet. Ja, Kultur soll Phänomene wie Gewalt transformieren, soll ihr die Unbedingtheit nehmen. Aber soll sie eine urtierische Regung zum Verschwinden bringen? Ich wage das zu bezweifeln. Sind wir doch auch in andern Bereichen auf ähnliche verdrängende Weise aktiv – generell überall da, wo es um praktische Lebenstüchtigkeit geht! – und verlieren in der Folge nicht nur an ebensolcher Tüchtigkeit, sondern mittlerweile auch bedrohlich an Vitalität. Und schliesslich zwangsläufig an Souveränität im Beherrschen eben der Technologien, die den Verlust ersetzen sollen. Ein ziemlich heikler Teufelskreis.

Tja, da schlage ich gern eine Bresche für die Jungmänner, die es sich nicht nehmen lassen, sich ab und zu gegenseitig zu verprügeln. Sie zeigen uns, dass in diesen Ritualen durchaus etwas Lustvolles steckt. Auch wenn mich persönlich schon bei der Vorstellung ein schmerzfürchtendes Schaudern schüttelt.

Keine Kommentare »

Noch keine Kommentare.

Hinterlasse einen Kommentar