Gebrauchsanleitungen für Bergtouren – Jetzt langt’s dann

von 2b am 8. Oktober 2009

Gestern nutzten wir das Privileg und genossen den schönsten aller Herbsttage auf Tour.

Nur – wie steht’s denn mit der Lebensintelligenz der Autoren von Führern (eine Frau ist mir da noch nie untergekommen – noch nie!)?

Nach meiner Erfahrung gibt es va 2 Gründe für Fehler in der Routenbeschreibung. Fehler, die manchmal krass sind – wie gestern, wo sie schlicht vertauscht waren:

  1. Die Autoren haben abgeschrieben, weil sie gar nie dort waren bzw nur einen Teil der Route machten. Kennst du noch das Spiel aus dem Kindergarten mit dem Weitersagen? Einer flüstert dem nächsten eine Botschaft ins Ohr. Am Schluss zeigt sich, was von der ursprünglichen Information übrig bleibt. Wirklich lustig. Aber weniger, wenn du auf Tour wie der Esel am Berg stehst, und mit dir noch ein Dutzend andere GesinnungsgenossInnen. Stunden können uU vergehen, bis die Rätsel gelöst sind. Je nach Verhältnissen entsteht so Lebensgefahr! Das nennt man, glaub ich: Scheisse.
  2. Weil die Verfasser – wie gesagt, die Frauenendung fällt ersatzlos dahin – an besagten Stellen Angst hatten. Deshalb nur an sich selber dachten, statt an die zukünftigen LeserInnen und ev Kameraden vor Ort. Das nenne ich dann: narzisstisch. Ist zwar verständlich, doch keine gute Qualifikation zum Führerschreiben.
  3. Oder die Topografie hat sich seit der Edition und der Begehung markant verändert (das tut sie sonst so innert 20 Millionen Jahren).

Besseres Beispiel für faire Routenbeschreibungen gefällig?
Geh auf hikr.org und freue dich über ehrliche und höchst präzise Beschreibungen!

Ich habe an dieser Stelle – bzw im 2bd magazin – schon über die Hochfinsler-Tour geschrieben. Krass. Gestern ging’s um das Sunnighorn an der Simmenflue, bzw die weiteren Gipfel an diesem Kamm. Krass. Näheres – vor allem Klärungen! – folgen im magazin.

Werden wir für einen Moment grundsätzlich (ich bin chronisch daran erkrankt). Ich sag mal vorsichtig, wie mE eine Routenbeschreibung aussehen sollte:

Statt, dass sich die Unentwegten im Gelände nach den im Führer angegebenen Orientierungspunkten umschauen müssen, sollte eine lebensintelligente Routenbeschreibung – man merkt, dass das mein Lebensthema ist? – so aussehen, dass ich im Gelände frischfröhlich dahinziehe und genau dann, wenn ich mir sage: „He, wo geht’s da weiter?“ ist im Führer der Anhaltspunkt beschrieben, der mich sicher weiterleitet.

So zumindest gehe ich denkend durch die Landschaft. Eine Menge Müll kann man weglassen, weil man das eh erkennt – ausser natürlich die so wichtigen emotionalen Anekdoten! – und dafür die entscheidenden – die wirklich entscheidenden! – Informationen einfügen. Manchmal heisst das einfach «Südgrat» (Mittagflue, Simmental) oder «der grasige Ostgrat» (Pizzo Stella, Bosco Gurin). Oder von mir aus der Weg vom Kopf des Gervasuttipfeilers zum Gipfel (Mt. Blc du Tacul), wo sich die Leute auf die Füsse treten, weil die Orientierung ausgerechnet hier anspruchsvoll wird und folglich mehr als einen einzigen lapidaren Satz („zum Gipfel“) verdiente (wie viele Biwaks hat das schon provoziert? Wir haben jedenfalls beim Zurückblicken niemanden mehr gesehen auf dem ganzen langen Abstieg).

Gut, einverstanden, es gibt den Fundistandpunkt, dass jede – ja, auch Frauen folgen den Beschreibungen! – und jeder sich wie die Erstbegeher fühlen sollen. Na, dann sollen die doch Erstbegehungen machen. Und die Führer sollen verbrannt werden (wie weiland)!

Und, ich gestehe: Es ist einfach unverschämt, von Menschen Lebensintelligenz zu verlangen, bloss weil sie einen Führer schreiben. Und dumm von uns anderen, darauf zu vertrauen.
Daher bin ich froh darüber, dass sich ganz vernünftige, ehrliche und kluge Menschen zuhauf entschlossen haben, die Routen zu machen und sie dann selbst ergänzend zu beschreiben – so wie man es eben gerne hätte. Und wie es Sinn macht. So wie eben bei hikr.org.
Ende der Werbung.

1 Kommentar »

  1. […] dieser Stelle habe ich mich bereits zum Thema «krasse Fehler in Alpinführern» […]

    2bd Blog | Bernhard Brändli-Dietwyler » “Jetzt langts dann!” Wie Wanderer und Bergsteiger manchmal irregeleitet werden. am 6. Februar 2012 um 20:10 Uhr

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