Die eidgenössischen Wahlen unter dem Aspekt gute Version/schlechte Version

von 2b am 18. Oktober 2007

Vorbemerkung:

  1. Von allen Menschen gibt es eine gute Version (gV) und eine schlechte Version (sV) – das heisst, wir sind in der Lage, sowohl lebensfreundlich als auch lebensfeindlich zu handeln.
  2. Das übliche Leben besteht aus einer Mischung von schlechter und guter Version – das Leben der einen eher mit Schwerpunkt sV, das der andern eher mit Schwerpunkt gV.
  3. Alle ethischen Institutionen der Menschen (Religionen, Staatsideologien, usw.) versuchen, die sV einzudämmen und die gV zu fördern.
  4. ‚Eindämmen, wenn möglich eliminieren‘ lautet also die vernünftig erscheinende Strategie, die wir Menschen dafür verwenden. In Varianten: bekämpfen, verdrängen, überwinden, transzendieren, negieren, ignorieren, meiden…
  5. Der Grund für diese Strategie ist: Die ethischen Institutionen gehen davon aus, dass die sV unvermeidlich zu unserer Natur gehört und daher nur mit Elimnierungsbemühungen wenigstens eingedämmt werden kann. Die gesellschaftskonforme Psychologie, die – neben der gesellschaftskonformen Philosophie – ein Stück weit zur ‚Hofwissenschaft‘ der Ethikinstitutionen wurde, nährt diese These. Denn sie stützt ihre Theorien vor allem auf das Material, das aus Erhebungen des üblichen Verhaltens zur Verfügung steht und schliesst daraus – unerlaubt! – auf das Wesen des Menschlichen.
  6. Dabei handelt es sich um einen fundamentalen Irrtum. Wir Menschen sind in Wahrheit das einzige Lebewesen, das eine schlechte Version kennt. Kein anderes Tier wendet sich gegen das Leben – weder gegen das eigene, noch gegen dasjenige von Mitgliedern der eigenen Gruppe. Tötungen passieren allein zum – vollkommen vorurteilslosen! – Zweck der Lebenserhaltung. Übertragen auf uns Menschen können wir etwa den Einfall der Hunnen in früherer Zeit als ‚lebenskonform‘ bezeichnen; sie vertraten durch ihre Aggression, ja ‚Bestialität‘ (korrektes Wort!) die vitalen Interessen ihrer Gruppe. Genau wie bei einem Wespenvolk hielt sie nichts dazu an, ein fremdes Volk zu schonen. Ganz anders verhält es sich, wenn man Juden, mit denen man jahrzehntelang koexistiert hat und die dem Fortbestand der Gemeinschaft ebenso dienten, wie die ‚Christen‘, vollkommen willkürlich beginnt systematisch abzuschlachten.
  7. Wenn hier zu Recht von einer Freiheit gesprochen werden kann, die, wie manch andere Freiheit auch, wir Menschen exklusiv nutzen, so macht gerade diese Freiheit, sich lebensfeindlich und somit lebensinkompetent zu verhalten, schlicht keinen Sinn. Es gefährdet unsere biologischen Interessen zum Erhalt unserer Gattung.
  8. Zur Lösung: Sie beginnt mit der Feststellung, dass die sV jeder biologischen Basis entbehrt. Also muss sie sich im Verlauf der Menschheitsgeschichte gleichsam in unser Verhalten eingeschlichen haben und bedroht seit da unsere Existenz – latent und regelmässig auch akkut, sowohl kollektiv als auch individuell.
  9. Diese Feststellung befreit uns davon, uns als einzigen Ausweg die Eindämmung der sV zum Ziel zu setzen. Diese Strategie funktioniert zudem seit je schlecht. Die sV, wenn sie wo eingedämmt wird, sucht sich einfach einen andern Ausweg. Verweigern wir ihr zB, nach aussen zu dringen, wendet sie sich gegen uns selbst und macht uns krank, depressiv, abhängig oder etwas anderes, das unser Leben schwächt.
    Statt ohnmächtig einzudämmen, können wir die Gründe erforschen, die einst zu systematisch lebensfeindlichem Verhalten führten und das mittlerweile bei den meisten menschlichen Gemeinschaften konsequent tradiert wird. Wenn die Gründe, die sich offensichtlich laufend erneuern, bekannt sind, können wir uns diesen zuwenden und danach trachten, diese Gründe zu beheben. Zuerst individuell – da die sV individuell sehr unterschiedlich auftritt-, dann kollektiv über Massnahmen und schliesslich über die normal Abfolge der Generationen durch neue Voraussetzungen innerhalb der Lebensschule ‚Erziehung‘.
  10. Ich fordere die menschlichen Gemeinschaften zu einem Paradigmawechsel im Umgang mit der sV auf. Dieser Paradigmawechsel macht es möglich, in absehbarer Zukunft für eine relevante Anzahl Menschen deren schlechte Version zuerst ihrer Wirkung zu berauben und schliesslich zum Verschwinden zu bringen.
    ‚Sich zuwenden‘ ist die Losung für das eine Ergebnis meiner Forschungen in diesem Bereich. Ich befinde mich damit im Einklang mit Künstlern uÄ, die die sV abbilden und somit ‚ins Spiel bringen‘. Dieses ‚ins Spiel bringen‘ gilt es nun aber für die ganz persönliche sV zu leisten. ‚Ins Spiel bringen‘ befreit uns schliesslich vom Zwang, in der sV zu handeln (mehr dazu aaO). Das ist der Clou. Er öffnet die Perspektive, uns individuell kurzfristig und kollektiv langfristig von dieser Geissel des menschlichen Daseins zu befreien. (Das tönt ziemlich anmassend, um es gelinde auszudrücken. Ich musste mich selbst erst an die Dimensionen gewöhnen, die dieses kleine Kunststück uns auf vergleichbar einfache Art und Weise eröffnet. Aber es scheint zu funktionieren, wie die ersten Erfahrungen zeigen. Und, um auf dem Boden zu bleiben: Wenn etwas wegbleibt, ist noch nichts Neues geschaffen. Die sV von ihrer verheerenden Wirkung zu befreien, ist nur eine Etappe auf dem Weg zur erweiterten Lebenskompetenz.).
  11. Der Vollständigkeit halber noch zum zweiten Ergebnis meiner angewandten Forschungen in diesem Bereich: dem geheimnisvollen Grund. Wie ich schon mehrfach ausführte, ist der lang gesuchte Grund für unsere Verkettung mit Lebensfeindlichkeit und damit einer schlechten Version von uns selbst, wenig geheimnisvoll. Wer wissend hinschaut, entdeckt ihn täglich zigmal – bei sich selbst genauso wie bei andern: Wir fühlen uns in der einen oder andern Form – aber stets zutiefst – unwert. Falls Sie zu den wenigen gehören, die diese These nicht sofort nachvollziehen können und jetzt sagen: „Hä?“, muss ich Ihnen leider die Information zumuten, dass das bloss zeigt, dass entweder Ihre Illusionen über sich selbst etwas grösser sind, als bei Ihren KollegInnen oder Ihre Wahrnehmungsfähigkeit wohl ziemlich renovationsbedürftig ist. Oder grad beides. Pardon! Im übrigen werden Sie sich untrüglich bei meinen Wahlempfehlungen wieder am richtigen Ort finden. – Was die vermutete Entstehung dieses ebenso banalen wie katastrophalen Grundes für die Existenz unserer sV betrifft, so verweise ich auf meinen ‚Bericht zur Matrix‘.

Zu den bevorstehenden Wahlen. Ich verweise auch auf den bereits erschienen Artikel ‚Die eidgenössischen Wahlen unter den Aspekten Lebenskompetenz und UV21‘.

  • Wer das Handeln in der schlechten Version (sV) pflegt und rechtfertigt, wählt richtigerweise die Extreme. Rechts aussen so ungeschminkt primtiv, wie die sV eben meist ist. Links aussen verbrähmt durch eine überhöhte Ideologie des Guten, die für das Handeln in der sV als Rechtfertigung herhalten muss (= feige).
  • Wer seine/ihre sV zwar grundsätzlich bekämpft, aber bei Bedarf durchaus auch bewusst einsetzt für sogen. ‚eigene Interessen‘ (durchwegs eine ziemlich hässliche Illusion!), wählt richtigerweise beidseits der Mitte. Rechts etwas ehrlicher den Egoisten bekennend. Links beschönigt durch einen sozialen Habitus.
  • Wer die schlechte Version mit allen Mitteln bekämpft, verdrängt und meiden will. Wer alle Aggression ablehnt und möglichst alle und alles gut findet, wählt richtigerweise Mitte.

Hinweis: Sollte da oder dort der Eindruck entstehen, ich äussere mich zynisch, der oder die irrt sich gründlich. Ich meine es ernst. Und ich sehe konsequent davon ab, jemanden zu einer andern Wahl zu drängen, als jene, die ihm oder ihr tatsächlich entspricht. Denn das würde die Illusion ja bloss verstärken. So können denn meine Ausführungen helfen, nüchtern zu erkennen wer man hinter der Meinungskulisse tatsächlich ist und schon immer war. A propos: Für den Zynismus sorgt die Politik schon selbst, die sich – bei allem Respekt für feine Unterschiede – als etwas verkauft, das sie auch nicht in der geringsten Weise einlöst. Politik in der modernen Demokratie ist eine Farce. Guter Wille da und dort hin oder her. Daher wird mich auch niemand der zur Verfügung stehenden KandidatInnen vertreten. Aber in der Not greife ich selbstredend zur essbarsten Mahlzeit, die auf dem Tisch liegt.

Ein weiterer Artikel zu den eidgenössischen Wahlen und darüber hinaus:

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