Die Gute Alte Zeit

von 2b am 4. August 2006

Ein kurzer Essay über Bedeutung und Anwendung von Verfahren und Methoden im Root-Mind-Forming.

Es war für mich selbst eine Überraschung, als ich vor einiger Zeit begann, mich wieder auf Verfahren, Methoden, Tools und Lösungen zu besinnen, die vor 10 oder gar 20 Jahren erfolgreich waren und zu ihrer Zeit jeweils als die fortgeschrittensten galten. Wer laufend fortschreitet und sich am Kopfende der Entwicklung aufhält, die Nase stets im Wind, neigt eher dazu zu vergessen und eventuell gar gering zu schätzen, was er oder sie hinter sich lässt.

Ich besann mich zB auf meine Tätigkeit als Psychotherapeut und fragte mich: Was war falsch, etwa an Gesprächstherapie, an Körperarbeit, an Gestalttherapie, an Hypnotherapie, an der Casriel-Methode oder an der Primärtherapie, dass sie in der Geschichte zurückgeblieben sind – nicht zu reden von der Psychoanalyse, die bereits zu meiner Studienzeit methodisch gesehen längst Geschichte war?
Die Wirkung – und die unterschiedliche Wirksamkeit – der jeweiligen Verfahren konnte und kann man untersuchen, beschreiben und schliesslich beweisen. Sie waren zum Teil vielleicht grobe Instrumente, die durch Weiterentwicklungen verfeinert wurden. Sie berührten vielleicht nur eine bestimmte Ebene und versagten vor grösseren Ansprüchen. Aber ist es daher richtig, sie einfach zurückzulassen und zu vergessen?

Diese Methoden waren nicht falsch. Vielleicht sind sie nun etwas veraltet oder gar in spätere Verfahren integriert worden. Aber oft sind dort wertvolle Elemente enthalten, die später nicht mehr auftauchten. Wir vergessen vielleicht zu schnell, vertrauen zu stark auf das Neue, bloss weil es neu ist. Ich besitze einen 20 Jahre alten Stereo-Verstärker. Vor einiger Zeit dachte ich mir, die Entwicklung ist bestimmt weiter gegangen. Vielleicht ist es an der Zeit, mich mal nach einem Neuen umzusehen. Ich liess mich beraten, stellte Hörvergleiche an. Und stellte fest: In dieser Preisklasse klingt keiner der Neuen wirklich besser. Beiläufig stellte ich bei meiner Recherche etwas noch Verrückteres fest: Röhrenverstärker, die doch schon vor 40 Jahren von den Transistoren abgelöst wurden, gehören auch heute noch klanglich zu den Besten. Wer sich zur Crème de la Crème zählen will, kauft sich einen – sauteuren – Röhrenverstärker.
Aber ich weiss, dass dieser Vergleich sich nicht verallgemeinern lässt. Was veraltet ist, ist veraltet. Es gilt sorgfältig zu untersuchen und dann auszuwählen. Das gilt auch für psychologische oder Lernverfahren.

Etwas erwies sich bei jedem Verfahren mit der Zeit allerdings als falsch. Es war die Intention, die damit in der Regel verbunden war. Es war der Glaube, dass man „es“ mit dieser oder jener Methode machen kann – die Seele heilen, den Körper revitalisieren, das Leben ganz in Ordnung bringen. Wenn die Hoffnung schliesslich enttäuscht wurde, waren die Konsumenten rasch bereit, sich auf das Nächste zu stürzen. – Als Konsument von Therapie verhielt auch ich mich so. Und als Therapeut forschte ich unablässig weiter und weigerte mich, mich von einer Methode „vereinnahmen“ zu lassen, indem ich zB Optionen ergriffen hätte, als Trainer für ein Institut zu wirken. Allmählich dämmerte mir aber: Keine Methode und kein Verfahren kann das leisten.

Die Konsequenz war logisch. Entweder gab ich meinen Anspruch an umfassende Wirkung auf – was ich zwischendurch tatsächlich tat – oder ich ging anders vor. So ist schliesslich Root-Mind-Forming weder ein Verfahren noch eine Methode geworden. Root-Mind-Forming (RMF) ist ein Prozess. Eine Bewegung hin zur Lösung. Ein umfangreicher Prozess, der stets am Vollerfolg orientiert ist, auch wenn Einzelne ihn eventuell nur teilweise durchlaufen, abbrechen, bevor sie haben, was ihnen zusteht und in ihnen angelegt ist. RMF enthält selbstverständlich methodische und Verfahrenselemente. Aber jedes braucht nur dort zu dienen, wo es am besten nützt. Und vieles kommt dann noch dazu, das ausserhalb jeder systematischen Wahrnehmung geschieht und oft nur individuell verwendet wird und nützt.

Wer um diese Einschränkung weiss, untersucht die unmittelbare Wirksamkeit von Verfahren – auch von ganz aktuellen – und gelangt da und dort, manchmal überraschend, zu neuer Wertschätzung.
Diese Analyse haben wir gemacht. Wir nehmen geeignete Fäden wieder auf und spinnen sie auf die jetzt passende Weise fort: als beschränkt nützliches Puzzleteil in einem umfassenden Prozess.

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