Wissen oder Verstehen?

von 2b am 14. Juli 2006

Ich bin weniger ein Mann des Wissens, viel eher ein Mann des Verstehens.
Das ist es auch, was ich seit Kindsbeinen übe; ja, wohl schon begann, bevor ich auf meinen Beinen stand.
Mir scheint nun, ich gehöre mittlerweile einer aussterbenden Spezies an.

In Forschung und Lehre ist Verstehen beinahe ganz abhanden gekommen. Die Philosophie ist, so scheint mir, allgemein zur Marginalie verkommen. Wohl weil in der forcierten Orientierung am wirtschaftlichen Nutzen der ihre nicht sofort einsehbar ist. Wahrscheinlich müsste man um den Nutzen der Philosophie nicht bloss wissen, sondern ihn auch verstehen. Aber wer soll das leisten? Mich dünkt, selbst die Philosophen haben ihren Anspruch zu verstehen, weit gehend aufgegeben.

Ist Verstehen also, im Angesicht des Riesenberges – genannt Wissen – ein Auslaufmodell?
Die Universitäten hatten offenbar die Unverzichtbarkeit des Verstehens einmal gekannt. Zu den wichtigsten Fakultäten gehörten Phil I und Phil II, was hiess: Verstehen bitte! Dazu gehörten auch naturwissenschaftliche Fächer. Auch sie hatten dem Anspruch zu genügen, neben dem Wissen das Verstehen zu erweitern. – Das wird jetzt abgeschaft. Zu recht, auch von meinem Standort aus. Was nicht (mehr) ist, soll auch nicht so genannt werden.

Ich habe mal geschrieben: Wer aufgehört hat zu verstehen, ist fortan dazu verdammt, bloss noch zu wissen.
Vielleicht müsste ich mehr wissen, um das Wissen zu verstehen.

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